19.09.2022 12:58
Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für Schuppenflechte
1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind von Schuppenflechte betroffen, einer chronischen entzündlichen Erkrankung der Haut und bisweilen auch der Gelenke und anderer Organe. Eine jüngst veröffentlichte Studie des Lehrstuhls für Epidemiologie der Universität Augsburg in der renommierten Zeitschrift JAMA Dermatology zeigt nun auf, dass eine Ursache für das Auftreten der Schuppenflechte das Vorhandensein einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sein kann, bei der die Betroffenen an regelmäßigem Durchfall, blutigem Stuhl und Bauchkrämpfen leiden.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Häufig wird beobachtet, dass Darmerkrankungen und Schuppenflechte gemeinsam auftreten. Dies haben wir zum Anlass genommen zu untersuchen, ob es zwischen diesen beiden Erkrankungen einen Zusammenhang gibt“, erklärt Dr. Dennis Freuer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Epidemiologie und Erstautor der Studie. „Dafür haben wir den sogenannten Mendelschen Randomisierungsansatz verwendet: Im Rahmen dieser Methode haben wir mithilfe mathematischer Modelle die Erbinformationen von beinahe einer halben Million Personen verarbeitet, die wir aus genetischen Studien hatten“, führt der Statistiker weiter aus. Sofern die genetischen Informationen auf eine ganz charakteristische Weise mit beiden Erkrankungen zusammenhängen, können mathematisch gesicherte Schlussfolgerungen über kausale Zusammenhänge gezogen werden.
Chronisch entzündliche Darmerkrankung erhöht Risiko für Schuppenflechte
Die Ergebnisse waren eindeutig: Leidet eine Person an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, erhöht sich das Risiko, dass später auch eine Schuppenflechte mit oder ohne Gelenkentzündung auftritt. Umgekehrt konnte jedoch kein Zusammenhang nachgewiesen werden. Die Analysen von Untergruppen legten nahe, dass insbesondere Morbus Crohn und nicht die Colitis Ulcerosa für das Risiko verantwortlich ist bzw. das Risiko erhöht. Weitere Studien sind nun nötig, um zu klären, wie genau die Krankheitsabläufe im Körper sind. Für die medizinische Versorgung sind aber bereits die Ergebnisse der aktuellen Studie von großer Bedeutung, da sie nicht nur zum besseren Verständnis der Entstehung Schuppenflechte beitragen, sondern auch verdeutlichen, dass bei Diagnose und Behandlung die zuständigen Disziplinen der beiden Krankheitsbilder in Zukunft zusammenarbeiten müssen. „Wichtig ist, dass Hausärzte und Gastroenterologen, die im Wesentlichen für die Betreuung von Patienten mit chronischen Darmerkrankungen zuständig sind, wissen, dass diese Patienten ein erhöhtes Risiko für Schuppenflechte haben. Darauf sollten sie ein besonderes Augenmerk haben, um beim Auftreten von Hauterscheinungen oder Gelenkbeschwerden frühzeitig die Diagnose Schuppenflechte zu stellen und eine adäquate Therapie einleiten zu können“, ergänzt Prof. Christa Meisinger, Co-Autorin der Studie.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Dennis Freuer
Lehrstuhl für Epidemiologie der Universität Augsburg
Telefon: +49 821 598-6474
E-Mail: dennis.freuer@med.uni-augsburg.de
Prof. Dr. Jakob Linseisen
Lehrstuhl für Epidemiologie der Universität Augsburg
Telefon: 0821/598-6471
E-Mail: jakob.linseisen@med.uni-augsburg.de
Prof. Dr. med. Christine Meisinger
Lehrstuhl für Epidemiologie der Universität Augsburg
Telefon: +49 821 598-6476
E-Mail: christine.meisinger@med.uni-augsburg.de
Originalpublikation:
reuer D, Linseisen J, Meisinger C. Association Between Inflammatory Bowel Disease and Both Psoriasis and Psoriatic Arthritis: A Bidirectional 2-Sample Mendelian Randomization Study. JAMA Dermatol. Published online September 14, 2022. doi:10.1001/jamadermatol.2022.3682
Weitere Informationen:
https://jamanetwork.com/journals/jamadermatology/article-abstract/2795925 Zur Publikation
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Darmerkrankungen erhöhen das Risiko für Schuppenflechte, das zeigt eine neue Studie der Universität …
Universität Augsburg
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
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