11.12.2019 09:02
Die Gesundheit der Bevölkerung im europäischen Vergleich
Wie gesund ist die Bevölkerung in Deutschland im europäischen Vergleich? Das Robert Koch-Institut hat im Journal of Health Monitoring 4/2019 Ergebnisse der aktuellen, zweiten Welle der Europäischen Gesundheitsbefragung EHIS veröffentlicht.
Europaweit vergleichbare Gesundheitsinformationen sind eine wichtige Grundlage für evidenzbasierte Maßnahmen, um Gesundheitsherausforderungen entgegenzutreten. Außerdem können sie helfen Best-Practice-Beispiele für Interventionsansätze zu identifizieren. „Mit den Daten wollen wir dazu beitragen, die Gesundheit der Menschen weiter zu verbessern“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Der Fokus der Europäischen Gesundheitsbefragung liegt auf nichtübertragbaren Krankheiten.
Für die Auswertungen im Journal of Health Monitoring haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des RKI vier Themengebiete analysiert: (1) Einschränkungen im Alter bei Aktivitäten des täglichen Lebens wie Nahrungsaufnahme oder Körperpflege, (2) die Auswirkungen der zentralen sozialen Rollen im mittleren Erwachsenenalter – Partnerschaft, Elternschaft und Erwerbstätigkeit – auf die selbst eingeschätzte Gesundheit, (3) das Gesundheitsverhalten in Abhängigkeit von der Bildung und (4) die Häufigkeit einer depressiven Symptomatik. Bei EHIS 2 war es erstmals möglich, das Vorkommen einer depressiven Symptomatik über die gesamte Spanne des Erwachsenenalters miteinander zu vergleichen. Jüngere Menschen haben demnach in Deutschland häufiger eine depressive Symptomatik als der EU-Durchschnitt (11,5% versus 5,2%), bei Älteren ist die Verbreitung in Deutschland mit 6,7% geringer als im EU-Durchschnitt (9,1%).
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Die Europäische Gesundheitsbefragung ist seit der zweiten Welle für alle EU-Staaten verpflichtend und findet alle sechs Jahre statt. In Deutschland ist EHIS Teil des Gesundheitsmonitorings am RKI und wurde in die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/2015-EHIS) integriert. In Deutschland wurden fast 25.000 Personen online oder schriftlich befragt.
Das RKI hat eine langjährige Expertise im nationalen Gesundheitsmonitoring, seine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland „KiGGS“ war bei der Basiserhebung 2006 europaweit einmalig. Die Expertinnen und Experten des RKI-Monitorings waren maßgeblich beteiligt an der Entwicklung und Implementierung der grundlegenden europäischen Kennziffern (Kernindikatoren) sowie an Konzeption und Umsetzung von EHIS. Aktuell ist das RKI Partner in der europäischen „Joint Action on Health Information“. Ziel dieses Verbundes ist der Aufbau eines europäischen Gesundheitsinformationssystems mit dem Schwerpunkt auf nichtübertragbaren Erkrankungen. Auf EU-Ebene fehlt bislang eine nachhaltige Struktur oder Einrichtung für die nichtübertragbaren Krankheiten. Für Infektionskrankheiten gibt es das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten.
Nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus und Atemwegserkrankungen sind die Haupttodesursache weltweit und auch in Deutschland. Risikofaktoren wie Rauchen, mangelnde körperliche Bewegung, schädlicher Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung sind oftmals vermeidbar. „Präventionsansätze müssen den Einzelnen, seine Lebenswelt und die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen in den Blick nehmen“, betont Wieler. Das RKI erweitert derzeit sein Gesundheitsmonitoring nichtübertragbarer Krankheiten. Der Aufbau einer nationalen Diabetes-Surveillance ist dabei Vorbild für weitere nichtübertragbare Krankheiten.
Weitere Informationen: http://www.rki.de/journalhealthmonitoring
———————————————-
Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin
http://www.rki.de
Twitter: @rki_de
Pressestelle
Susanne Glasmacher (Pressesprecherin)
Marieke Degen (stellv. Pressesprecherin)
Heidi Golisch
Claudia Paape
Judith Petschelt
Kontakt
Tel.: 030-18754-2239, -2562 und -2286
E-Mail: presse@rki.de
Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch