Genauere Vorhersage des Krebsrisikos beim Li-Fraumeni-Syndrom



Teilen: 

19.08.2022 11:32

Genauere Vorhersage des Krebsrisikos beim Li-Fraumeni-Syndrom

Studie aus dem Deutschen Krebsprädispositionsregister: Entscheidend ist die Art der TP53-Variante

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Das Li-Fraumeni-Syndrom (LFS) ist ein Krebsprädispositionssyndrom, das durch krankheitsrelevante TP53-Varianten ausgelöst wird und mit einem massiv erhöhten Risiko für verschiedenste Krebsarten einhergeht. Es stellt eines der wichtigsten genetischen Krebsursachen bei Kindern und Erwachsenen dar. Durch moderne DNA-Analysemethoden werden immer wieder krankheitsrelevante TP53-Keimbahnvarianten bei Personen aufgedeckt, die bisherige etablierte klinische LFS-Testkriterien nicht erfüllen. Dies führte zu einer „Li-Fraumeni Spektrum“ Klassifizierung, die das Erkrankungsspektrum widerspiegelt und atypische LFS-Verlaufsformen berücksichtigt.

Die neue Klassifikation wurde nun erstmals an Daten des Deutschen Krebsprädispositionsregisters angewandt. In der Studie unter Federführung von Professor Dr. Christian Kratz, Direktor der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), analysierte das Forschungsteam Faktoren, die das Krebsrisiko innerhalb dieses Spektrums beeinflussen. Dabei konnten die Forschenden signifikante Unterschiede im TP53-Variantenspektrum bei Betroffenen mit schweren im Vergleich zu Betroffenen mit weniger schweren Erkrankungsverläufen nachweisen.

Die Art der TP53-Variante ist entscheidend

„Unterschiede in der Schwere der Erkrankungsverläufe hängen mit der Art der krankheitsrelevanten TP53-Variante zusammen“, erklärt Dr. Judith Penkert, Erstautorin der Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Hematology & Oncology veröffentlicht wurde. Nach der neuen Klassifizierung wird bei Personen, die bestimmte LFS-Testkriterien erfüllen, ein LFS diagnostiziert, während bei Personen, die diese Kriterien nicht erfüllen, bei denen jedoch eine krankheitsrelevante TP53-Variante vorliegt, ein sogenanntes attenuiertes beziehungsweise atypisches LFS diagnostiziert wird. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass künftige umfassendere Genotyp-Phänotyp-Korrelationen in großen, internationalen Kohorten eine genauere Vorhersage des Krebsrisikos ermöglichen könnten“, sagt Penkert vom Institut für Humangenetik, die aktuell im Team von Professor Kratz forscht.

Insgesamt wurden 141 Personen aus 94 Familien mit krankheitsverursachenden TP53-Varianten analysiert. „73 Familien erfüllten die Kriterien für ein LFS. Bei 21 Familien konnten wir ein attenuiertes LFS diagnostizieren. Nach bisher üblichen LFS-Testkriterien wäre die Diagnose bei diesen Personen nicht gestellt worden“, so Penkert.

LFS-Testkriterien sollten angepasst werden

„Unsere Ergebnisse tragen dazu bei, das Erkrankungsrisiko bei TP53-Varianten zukünftig besser einzuschätzen, um Früherkennungsuntersuchungen an das individuelle Risiko anpassen zu können“, sagt Kratz. „Die Feststellung, dass ein wesentlicher Anteil der Patienten bei der Anwendung der bislang etablierten LFS-Testkriterien übersehen wird, legt nahe, dass die Kriterien überarbeitet werden müssen“, betont Professor Kratz, der unter anderem federführend an der Neuklassifizierung des Li-Fraumeni-Spektrums beteiligt war.

SERVICE:
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Christian Kratz, Telefon (0511) 532-6712, kratz.christian@mh-hannover.de.

Die Originalarbeit finden sie unter:
https://link.springer.com/epdf/10.1186/s13045-022-01332-1?sharing_token=vSpnhNSw…

Die Originalarbeit zum Li-Fraumeni-Spektrum finden sie unter:
https://jamanetwork.com/journals/jamaoncology/fullarticle/2785678?resultClick=1

Weitere Information über das Li-Fraumeni Syndrom und das KPS-Register unter http://www.krebs-praedisposition.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW