Häufig schlechterer Gesundheitszustand bei wohnungslosen Menschen



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20.12.2022 14:14

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Häufig schlechterer Gesundheitszustand bei wohnungslosen Menschen

Eine Studie von Wissenschaftler:innen des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) liefert erstmals Daten zum Gesundheitszustand und der medizinischen Versorgung von wohnungslosen Menschen in Deutschland. Demnach leiden wohnungslose Menschen häufiger als die Allgemeinbevölkerung an somatischen und psychischen Erkrankungen. Im Vordergrund stehen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Stoffwechsels. Hinsichtlich der vorliegenden psychischen Erkrankungen scheinen insbesondere Suchterkrankungen eine wichtige Rolle zu spielen. Die Migrationshistorie der Studienteilnehmenden wurde zudem als wichtiger Faktor für Gesundheit und Versorgung identifiziert.

Der Gesundheitszustand wohnungsloser Menschen in Deutschland und international ist in der Forschung bislang nur lückenhaft beschrieben worden. In einer nationalen multizentrischen Querschnittsstudie haben die UKE-Wissenschaftler:innen 651 wohnungslose Menschen in den Metropolregionen Hamburg, Frankfurt, Leipzig und München untersucht.
Fragebögen, laborchemische und klinische Untersuchungen bestätigen das zumeist häufigere Vorliegen von psychischen und körperlichen Erkrankungen bei wohnungslosen Menschen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Besonders häufig zeigten sich Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Stoffwechsels.

„Darüber hinaus berichteten rund 23 Prozent der Studienteilnehmenden von einer ärztlich diagnostizierten psychischen Erkrankung. Bei rund 70 Prozent der wohnungslosen Menschen gab es zudem Hinweise auf das Vorliegen einer möglichen unbekannten psychischen Erkrankung“, erläutert Studienleiter Fabian Heinrich vom Institut für Rechtsmedizin des UKE.

Die Studienteilnehmenden wurden außerdem nach ihrer Migrationshistorie befragt: Allgemein sind wohnungslose Menschen nicht deutscher Herkunft häufiger ohne Obdach und ohne Krankenversicherung, Menschen aus dem EU-Ausland weisen zudem häufiger körperliche Erkrankungen auf. Psychische Erkrankungen treten wiederum eher unter wohnungslosen Menschen auf, die in Deutschland geboren wurden.

„Unsere Studie unterstreicht die Vulnerabilität wohnungsloser Menschen in Deutschland und legt einen ungedeckten Bedarf an psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungsangeboten nahe. Programme zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung wohnungsloser Menschen sollten insbesondere wohnungslose Migrant:innen berücksichtigen“, sagt Studienleiterin Franziska Bertram.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Fabian Heinrich
Institut für Rechtsmedizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: 040 7410-52127
fa.heinrich@uke.de


Originalpublikation:

Franziska Bertram et.al. The mental and physical health of the homeless—evidence from the National Survey on Psychiatric and Somatic Health of Homeless Individuals (the NAPSHI study). Deutsches Ärzteblatt, Dezember 2022. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0357


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Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW