High-Flow-Therapie zur Selbstanwendung bei COPD oder Ateminsuffizienz: Nutzen unklar



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10.02.2021 11:29

High-Flow-Therapie zur Selbstanwendung bei COPD oder Ateminsuffizienz: Nutzen unklar

Bei Ateminsuffizienz mit Hypoxämie sind Kurzatmigkeit und Exazerbationen mit High-Flow-Therapie seltener. Aber schwere Komplikationen sind nur unzureichend erfasst. Stellungnahmen zum Vorbericht bitte bis zum 9. März.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Bei einer High-Flow-Therapie (HFT) wird Patientinnen und Patienten mit chronischer Atemschwäche über eine Nasensonde längere Zeit befeuchtete und erwärmte Raumluft mit hoher Flussrate zugeführt, um Beschwerden zu lindern. Die Vor- und Nachteile einer solchen Behandlung in der Selbstanwendung (zu Hause, in stationärer Pflege oder Reha etc.) untersucht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zurzeit in einer Nutzenbewertung. Die Bewertung bezieht sich auf Patientinnen und Patienten mit stabiler, fortgeschrittener COPD oder mit chronischer respiratorischer Insuffizienz Typ 1. Der Typ 1 bezeichnet eine Form der chronischen Ateminsuffizienz, bei der zu wenig Sauerstoff aufgenommen wird (Hypoxämie).

Kurzatmigkeit und Exazerbationen seltener bei Atemschwäche Typ 1

Gemäß den vorläufigen Ergebnissen des Vorberichts kann die High-Flow-Therapie typische und belastende Symptome bei Betroffenen lindern: Kurzatmigkeit (Dyspnoe) und akute Verschlechterungen (Exazerbationen) der Atemschwäche traten bei einer High-Flow-Therapie bei Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern mit chronischer respiratorischer Insuffizienz Typ 1 (Sauerstoffmangel im arteriellen Blut) seltener auf.
Weil (schwerwiegende) unerwünschte Ereignisse in der zugrunde liegenden Studie nicht systematisch erfasst wurden, lässt sich endpunktübergreifend hier aber kein Anhaltspunkt für einen höheren Nutzen oder höheren Schaden ableiten. Problematisch ist vor allem, dass in der maßgeblichen Studie jeweils etwa zehn Prozent der Patientinnen und Patienten starben oder wegen einer schweren Erkrankung aus der Studie ausschieden. Dennoch wird aber berichtet, es habe keine (schwerwiegenden) unerwünschten Ereignisse gegeben.
Für die Anwendung der High-Flow-Therapie bei Patientinnen und Patienten mit COPD und Kohlendioxid-Überschuss im Blut (Hyperkapnie) im Rahmen einer chronischen respiratorischen Insuffizienz Typ 2 sowie bei Patientinnen und Patienten mit COPD ohne chronische respiratorische Insuffizienz lagen keine verwertbaren Studien vor.
Stellungnahmen zum Vorbericht sind möglich bis zum 9. März 2021.

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Den Berichtsplan für dieses Projekt hatte das IQWiG im Juli 2020 veröffentlicht. Stellungnahmen zum Vorbericht werden nach Ablauf der Frist ab dem 10. März gesichtet. Sofern sie Fragen offenlassen, werden die Stellungnehmenden zu einer mündlichen Erörterung eingeladen.


Originalpublikation:

https://www.iqwig.de/projekte/n20-02.html


Weitere Informationen:

https://www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_25…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW