Immuntherapie gegen resistenten Blutkrebs wirkt wieder



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21.03.2024 09:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Immuntherapie gegen resistenten Blutkrebs wirkt wieder

Weisen Krebszellen einer aggressiven Blutkrebsart eine bestimmte Mutation auf, wirken neuartige Immuntherapien wie die CAR T-Zell-Therapie nicht mehr, haben Forschende der Universität Zürich und des Universitätsspitals Zürich herausgefunden. Sie zeigen zudem, weshalb die Krebszellen resistent sind und was die Behandlung wieder wirksam macht: eine Begleittherapie und gentechnisch verbesserte CAR T-Zellen.

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine aggressive Form von Blutkrebs. Sie wird durch Mutationen in einer Vielzahl von Genen verursacht, die im Laufe des Lebens erworben werden. Eines dieser Gene – das Tumorsuppressor-Gen TP53 – spielt dabei eine besondere Rolle. Normalerweise hilft TP53, die Entstehung von Tumorerkrankungen zu verhindern. Ist dieses Gen mutiert, haben Leukämien eine ausserordentlich schlechte Prognose, da sie gegen herkömmliche Chemotherapeutika resistent sind. Deshalb wird intensiv nach neuartigen Therapieansätzen geforscht, etwa sogenannten CAR T-Zellen (chimäre Antigen-Rezeptor T-Zellen), die bereits bei anderen Krebserkrankungen des Blutsystems erfolgreich eingesetzt werden.

Mutation in Blutkrebszellen schwächt Abwehrzellen der Immuntherapie

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Professoren Markus Manz und Steffen Böttcher von der Universität Zürich (UZH) und der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie des Universitätsspitals Zürich (USZ) zeigt nun, dass TP53-mutierte AML-Zellen auch gegenüber einer neuartigen Immuntherapie – der CAR-T-Zell-Therapie – deutlich resistenter sind als AML-Zellen mit nicht mutiertem TP53-Gen. «Die Ursache für die schlechtere Wirkung der CAR T-Zellen mit mutiertem TP53 liegt darin, dass sich diese Abwehrzellen schneller erschöpfen und deshalb weniger aktiv gegen die Krebszellen vorgehen», sagt der Leitende Arzt Böttcher.

Bei der CAR-T-Zell-Therapie werden dem Patienten bestimmte Immunzellen – die T-Zellen – aus dem Blut entnommen. Im Labor werden die Abwehrzellen gentechnisch so verändert, dass sie auf Ihrer Oberfläche zahlreiche neue Kontaktstellen bilden. Diese Rezeptoren erkennen passgenau bestimmte Oberflächenstrukturen auf den Tumorzellen, woraufhin die CAR T-Zellen die Krebszellen erkennen und gezielt zerstören. Aktuell werden verschiedene CAR T-Zell-Produkte gegen die AML in frühen klinischen Studien getestet.

Begleittherapien und weiterentwickelte CAR T-Zellen wirken gegen resistente Krebszellen

In ihrer Studie haben die Forschenden nicht nur den Mechanismus aufgeklärt, weshalb mutierte AML-Zellen gegen eine Immuntherapie mit CAR T-Zellen resistent sind. Sie haben auch entschlüsselt, wie sie die Ausdauer der CAR T-Zellen verstärken und eine Schwachstelle der AML-Zellen mit mutiertem TP53-Gen therapeutisch nutzbar machen können. Durch zusätzliche pharmakologische Begleittherapien und eine weitere gentechnische Verbesserung der CAR-T-Zellen konnten sie die Wirksamkeit der CAR T-Zellen gegen TP53-mutierte AML-Zellen drastisch erhöhen. So sehr, dass kein therapeutischer Unterschied mehr im Vergleich zu nicht mutierten AML-Zellen bestand.

«Diese «Proof-of-Principle»-Studie zeigt, dass begleitende pharmakologische Therapien zusammen mit gentechnisch weiterentwickelten CAR T-Zellen vielversprechende Strategien sind, um wirksamere und besser verträgliche Immuntherapien für Patienten mit TP53-mutierter AML zu entwickeln», sagt Klinikleiter Markus Manz.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Steffen Böttcher
Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Universität Zürich und Universitätsspital Zürich
Tel. +41 43 253 92 99
E-Mail: steffen.boettcher@usz.ch

Prof. Dr. med. Markus Manz
Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Universität Zürich und Universitätsspital Zürich
Tel. +41 44 255 38 99
E-Mail: markus.manz@usz.ch


Originalpublikation:

Jan Mueller, Roman R Schimmer, et al. Targeting the mevalonate or Wnt pathways to overcome CAR T-cell resistance in TP53-mutant AML cells. EMBO Molecular Medicine. 14 March 2024. DOI: 10.1038/s44321-024-00024-2


Weitere Informationen:

https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2024/CAR-T-Zell-Resistenz.html


Bilder

Die Illustration im Comicstil zeigt die CAR-T-Zell-Heldin, wie sie TP53-mutierte Leukämiezellen besiegt. (Cover «EMBO Molecular Medicine», Volume 16 Issue 3, 14 March 2024)

Die Illustration im Comicstil zeigt die CAR-T-Zell-Heldin, wie sie TP53-mutierte Leukämiezellen besi
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EMBO Press


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW