03.06.2022 09:00
Internationaler Forschungserfolg: Alzheimer ist nicht übertragbar
Lübecker Forscherinnen und Forscher widerlegen in Zusammenarbeit mit Forschenden aus Oslo die bisherige Theorie zur Übertragbarkeit der Alzheimer-Erkrankung. Sie können erstmals den Weg des Alzheimer-Eiweiß im Körper nachvollziehen. Die Erkenntnisse sind vor allem für Angehörige und das Pflegepersonal von Erkrankten erleichternd, denn die Alzheimer-Krankheit gilt anhand dieser neuen Forschungsergebnisse als nicht übertragbar.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Die Arbeitsgruppe von Prof. Jens Pahnke am Lübecker Institut für Experimentelle Dermatologie (LIED) der Universität zu Lübeck und am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, sowie an der Universität in Oslo hat nach 6-jähriger Forschung des internationalen Forschungskonsortiums PROP-AD die bisherige Theorie zur Übertragbarkeit der Alzheimer Erkrankung widerlegt. Ihre Arbeit wurde im renommierten Journal EMBOreports publiziert.
Bereits seit einigen Jahren wurde diskutiert, ob Alzheimer auch eine übertragbare Prionen-Erkrankung ist und somit gefährlich für das Pflegepersonal oder die Angehörigen sein könnte. Prionen sind natürlich vorkommende Eiweiße im Körper, die durch eine krankhaft veränderte Struktur verklumpen können und sich z.B. im Gehirn ablagern und dort zu schwammartigen Schädigungen führen. Andere Beispiele für Prionen-Erkrankungen sind BSE (bovine spongiforme Enzephalopathie) bei Kühen oder CJD (Creutzfeldt-Jacob Erkrankung) beim Menschen, die vor einigen Jahren für viele Schlagzeilen gesorgt haben.
Um zu überprüfen, ob krankmachendes Alzheimer-Eiweiß (beta-Amyloid) von Mensch zu Mensch übertragbar ist, verwendete das Team beta-Amyloid mit speziell markierten Kohlenstoffatomen. Die Forscherinnen und Forscher spritzten das markierte beta-Amyloid aus an Alzheimer-erkrankten Mäusen in gesunde Tiere und verfolgten den Weg durch den Körper und die Ablagerung des Moleküls in verschiedenen Organen. Mittels neuartiger hochsensibler und hochspezifischer Messmethoden gelang dem Forscherteam der Nachweis, dass das toxische beta-Amyloid der erkrankten Tiere nicht das Gehirn der gesunden Tiere erreicht.
Für Angehörige und das Pflegepersonal ist dies eine sehr gute Nachricht. Den Ergebnissen nach kann Alzheimer somit nicht bei der Pflege von Patientinnen und Patienten übertragen werden.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jens Pahnke
Lübecker Institut für Experimentelle Dermatologie
Universität zu Lübeck
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
Email: jens.pahnke@uksh.de
Institutt for klinisk medisin, Institutt for patologi, Seksjon for nevropatologi
Universitetet i Oslo
Sognsvannsnveien 20
Universitetet i Oslo
0318 Oslo
Email: jens.pahnke@medisin.uio.no
Originalpublikation:
https://www.embopress.org/doi/full/10.15252/embr.202154405
Weitere Informationen:
http://Internet-Seite des Forschungslabors:
http://www.pahnkelab.eu
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
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