16.04.2019 15:05
LMU-Forscher entschlüsseln Mechanismus eines genetischen Risikotyps der Alzheimer Krankheit
Die Alzheimer Krankheit ist die häufigste Ursache für Demenz im Alter. Über 1,4 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Alzheimer, weltweit sind es etwa 35 Millionen. Die Abschätzung des Alzheimerrisikos für den Einzelnen im Alter stellt immer noch eine der großen Fragen in der Demenzforschung dar. Die Vererbbarkeit der Alzheimer Krankheit beträgt 60 bis 80 Prozent. Nun haben kürzlich genomweite Assoziationsstudien in zehntausenden von Personen neue genetische Varianten entdeckt, die mit einem erhöhten Alzheimerrisiko einhergehen.
Veränderungen im Gen BIN1 sind der zweitwichtigste genetische Risikofaktor, den mehr als jeder dritte Mensch aufweist. Dennoch sind die krankhaften Mechanismen von BIN1, die zur Erhöhung des Alzheimerrisikos beitragen, noch weitgehend ungeklärt. Anhand von Daten aus einer großen internationalen Studie zur Alzheimer Krankheit, kurz ADNI genannt, konnte ein Forscherteam um Prof. Ewers am ISD und der LMU nun erstmals zeigen, dass Personen mit dem BIN1 Risikotyp erhöhte Ablagerungen des Tau-Proteins aufweisen. Dr. Nicolai Franzmeier, Erstautor der in Nature Communications publizierten Studie, erklärt: „In dieser Kooperation mit Partnern in den USA konnten wir anhand von modernen Bildgebungsverfahren das Tau-Protein im Gehirn sichtbar machen und so den Zusammen-hang mit dem BIN1 Risikogen aufdecken“.
Tau-Ablagerungen sind bei Alzheimer eine der Hauptursachen für das Absterben der Nervenzellen im Gehirn und damit für die Entstehung der Demenz. In der Studie konnte eine niedrige Gedächtnisleistung bei Probanden mit dem BIN1 Risikotyp auf erhöhte Tau-Ablagerungen zurückgeführt werden. Prof. Ewers kommentiert: „Diese Studienergebnisse weisen mit BIN1 auf einen neuen Mechanismus der Entstehung von Tau-Ablagerungen und Gedächtnisverlust hin. Gerade angesichts der bisherigen Misserfolge von Behandlungsstudien bei der Alzheimer Krankheit sind neue Ansätze, die auf die Bekämp-fung abnormer Veränderungen der Tau-Pathologie fokussieren, wegweisend.“
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Ewers
Tel: +49 (0) 89 4400-46221
E-Mail: Michael.Ewers@med.uni-muenchen.de
Dr. Nicolai Franzmeier
Tel.: +49 (0) 89 4400-46162
E-Mail: nicolai.franzmeier@med.uni-muenchen.de
Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD)
Klinikum der Universität München
Feodor-Lynen-Straße 17, 81377 München
Originalpublikation:
The BIN1 rs744373 SNP is associated with increased tau-PET levels and impaired memory”, Nature Communicationsvolume 10, Article number: 1766 (2019)https://www.nature.com/articles/s41467-019-09564-5
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch