27.06.2019 12:43
Mehr gesetzlich Versicherte mit Depressionen – Geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede nehmen ab
Zi-Studie zur Diagnoseprävalenz depressiver Störungen veröffentlicht
Weniger regionale Disparität und eine Abschwächung der Prävalenzunterschiede zwischen Männern und Frauen: Das sind die zentralen Ergebnisse einer Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), die heute veröffentlicht wurde. Darin wurde die zeitliche Entwicklung der Diagnoseprävalenz depressiver Störungen in der ambulanten Versorgung untersucht.
Insgesamt sind zwischen 2009 und 2017 in Deutschland deutlich häufiger depressive Störungen diagnostiziert und dokumentiert worden. Die Diagnoseprävalenz stieg in diesem Zeitraum von 12,5 Prozent auf 15,7 Prozent (+26 Prozent). Dies bedeutet, dass im Jahr 2017 etwa jeder sechste Versicherte der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mindestens eine Diagnose einer depressiven Störung erhielt. Bei jungen Männern sowie in ländlichen Kreisen war die Zunahme der Diagnoseprävalenz besonders ausgeprägt. Frauen erhielten zwar in allen Jahren etwa doppelt so häufig eine Depressionsdiagnose wie Männer, doch der stärkere Prävalenzzuwachs bei Männern (+40 Prozent verglichen mit +20 Prozent bei Frauen) schwächte den Unterschied in der Diagnoseprävalenz zwischen den Geschlechtern mit der Zeit ab. So lag die Diagnoseprävalenz im Jahr 2017 bei Frauen noch etwa 1,9-fach höher als bei Männern, verglichen mit 2,2-fach im Jahr 2009.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Die Studie offenbart eine sukzessive Angleichung der Diagnoseprävalenz depressiver Störungen zwischen ländlichen und städtischen Regionen sowie zwischen alten und neuen Bundesländern. In den neuen Bundesländern (ohne Berlin) fiel die Zunahme in der Diagnoseprävalenz stärker aus als in den alten (+41 Prozent vs. +23 Prozent), sodass sich der Ost-West-Unterschied verringerte. Doch auch im Jahr 2017 lag die Diagnosehäufigkeit in den alten Bundesländern noch rund 20 Prozent höher als in den neuen Bundesländern (15,8 Prozent vs. 13,0 Prozent). Die Datengrundlage bildeten bundesweite vertragsärztliche Abrechnungsdaten nach § 295 SGB V für die Jahre 2009 bis 2017 von jährlich mehr als 60 Millionen GKV-Versicherten.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Jörg Bätzing
Fachbereichsleiter Regionalisierte Versorgungsanalysen & Versorgungsatlas
Tel: 030 4005 2419
jbaetzing@zi.de
Originalpublikation:
Steffen A, Holstiege J, Akmatov MK, Bätzing J. Zeitliche Trends in der Diagnoseprävalenz depressiver Störungen: eine Analyse auf Basis bundesweiter vertragsärztlicher Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2017. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 19/05. Berlin 2019. DOI: 10.20364/VA-19.05
Weitere Informationen:
https://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&…
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
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Forschungsergebnisse
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