07.11.2019 00:01
Muschel zum Geburtstag // Neu entdeckte Bivalve zu Ehren des Hirnforschers und Nobelpreisträgers Eric Kandel benannt
Frankfurt/Wilhelmshaven, den 07.11.2019. Heute feiert Neurowissenschaftler Prof. Dr. Eric Kandel seinen 90. Geburtstag. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben ein besonderes Geschenk für den – im Jahr 2000 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichneten – Forscher: Eine neu vor der Küste Namibias entdeckte Muschel trägt fortan den Namen des US-amerikanischen Wissenschaftlers Neocardia kandeli.
„Eric Kandel zählt zu den weltweit bedeutendsten Hirnforschern. Nicht ohne Grund zeichnen wir im zweijährigen Turnus herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchs mit dem ‚Eric Kandel Young Neuroscientists Prize’ aus – sein Name steht für wissenschaftliche Qualität und Exzellenz. Daher wollten wir ihm auch ein ganz besonderes Präsent zu seinem 90. Geburtstag machen – eine nach ihm benannte Spezies“, erzählt Dr. Astrid Proksch, Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung. Die Stiftung konzipiert eine neue Gehirn-Ausstellung im Senckenberg Naturmuseum.
Wissenschaftler von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven haben daher eine etwa 6 Millimeter große, bislang unbekannte Muschel nach dem Neurologen benannt. Neocardia kandeli wurde während einer Ausfahrt 2016 mit dem Forschungsschiff Meteor aus 230 Meter Tiefe vor der Küste Namibias von Forschenden von Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven geborgen und liegt zukünftig als „Holotyp“ – so werden die „Urmeter“ der Biologie bezeichnet – in den Sammlungen der Marinen Zoologie am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt.
„Wir freuen uns, dass wir mit einer Senckenberg-Entdeckung zur Würdigung von Eric Kandel beitragen können. Wesentliche Erkenntnisse über das Gehirn hat er an marinen Weichtieren gewonnen, zu denen auch die Neocardia kandeli gehört. Dass es ihm gelingt, komplexe Abläufe im Gehirn verständlich zu beschreiben und so Verhaltensmuster zu erklären, ist uns Ansporn, denn vor dieser Aufgabe steht auch Senckenberg, nicht zuletzt bezogen auf die Komplexität in marinen Lebensräumen“, erläutert Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger die Artbenennung.
Leon Hoffman, Senckenberg-Ehrenämtler und Entdecker der „Kandel-Muschel“ ergänzt: „Es ist immer toll, eine neue Art zu entdecken – dass die kleine Muschel nun sogar den Namen eines großen Nobelpreisträgers trägt, freut mich sehr!“
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Das menschliche Gehirn gehörte von jeher zu Kandels Interesse. Der 1929 in Wien geborene Wissenschaftler wollte zunächst – inspiriert von Sigmund Freud – Psychoanalytiker werden, bevor er sich der Hirnforschung widmete. Anhand von Meeresschnecken der Art Aplysia californica untersuchte Kandel bereits 1962 einfache Formen des Lernens wie beispielsweise die Sensitivierung und Konditionierung. Für seine Beiträge zur Erforschung der Gedächtnisbildung – die Übertragungen von Signalen zwischen Nervenzellen und ihre molekularen Grundlagen – erhielt er im Jahr 2000 gemeinsam mit Arvid Carlsson und Paul Greengard den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
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