Neue Studie belegt: In Deutschland fehlen Apotheker im interprofessionellen Team der Intensivmedizin



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17.08.2022 11:42

Neue Studie belegt: In Deutschland fehlen Apotheker im interprofessionellen Team der Intensivmedizin

Die Ergebnisse einer neuen nationalen Umfrage auf deutschen Intensivstationen zeigen, dass Intensivmediziner in der interprofessionellen Zusammenarbeit mit Apothekern positive Auswirkungen auf die Arzneimittelsicherheit schwerkranker Patienten sehen. Die Teamarbeit führe außerdem zu einer Arbeitserleichterung im Medikationsmanagement hochkomplexer Therapieregime.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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„Im internationalen Vergleich, etwa mit den USA oder mit Großbritannien, gibt es in Deutschland allerdings noch viel Potenzial. Wir benötigen mehr Apotheker auf den Intensivstationen“, folgert Dr. Heike Hilgarth (Foto), Leiterin der Umfrage sowie Fachapothekerin für Klinische Pharmazie und Wissenschaftsreferentin beim Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) aus den Ergebnissen der Umfrage. Diese bundesweite Befragung der ärztlichen Leiter von Intensivstationen in Kliniken ist in Kooperation zwischen dem ADKA und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) entstanden. Die öffentlich zugänglichen Umfrageergebnisse veranschaulichen, wie Deutschland bei der pharmazeutischen Betreuung in der Intensivmedizin abschneidet, welche Vorteile die befragten Intensivmediziner in der Zusammenarbeit mit Krankenhausapothekern sehen und mit welchen Maßnahmen diese Entwicklung weiter gefördert werden kann.

Durch die Diskussion komplexer Patientenfälle in einem Team mit unterschiedlichen Fachexpertisen können Therapien optimiert und unerwünschte Arzneimittelwirkungen vermieden werden – was nicht nur Patienten zugutekommt, sondern auch Kosten im Gesundheitssystem reduziert. Bereits im Jahr 2010 hat die DIVI eine erste Empfehlung zur Einbindung von Apothekern zum Beispiel in Visiten herausgegeben. Diese werden nun auf Basis der Umfrageergebnisse ergänzt.

Ins Team einer Intensivstation integrierte Stationsapotheker werden sehr geschätzt

Mithilfe der Online-Umfrage wurde anhand von 27 Fragen erhoben, wie häufig Apotheker in das interprofessionelle Team einer Intensivstation eingebunden sind und welche konkreten Aufgaben sie dabei übernehmen beziehungsweise übernehmen sollten. Krankenhausapotheker waren bei 35 Prozent der Teilnehmenden fest in das Stationsteam integriert, deutlich seltener als im internationalen Vergleich. Zu den häufigsten Tätigkeiten gehören laut Umfrage das Informieren über Arzneimittel (89,7 Prozent), pharmazeutische Interventionen mit Therapieumstellung wie etwa Visiten (67,2 Prozent), das regelmäßige Evaluieren der Verordnung (65,5 Prozent) und das Überwachen hinsichtlich Nebenwirkungen, Effektivität und Kosten (63,8 Prozent). „Bei der Beurteilung des Nutzens eines Stationsapothekers zeigte sich, dass ein wesentlich größerer Anteil der Ärzte mit bereits etablierter pharmazeutischer Betreuung die Zusammenarbeit als unverzichtbar bewertet, als jene Ärzte ohne pharmazeutische Unterstützung. Dies legt die Schlussfolgerung nahe, dass noch zu wenig Bewusstsein darüber besteht, welche Benefits man durch die Integration des Apothekers ins Team für die eigene Intensivstation generieren könnte“, sagt Heike Hilgarth, die die Umfrage geleitet hat.

Ausblick: Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und neue DIVI-Empfehlung

Der Arbeitsgruppe um Heike Hilgarth zufolge seien diese Ergebnisse eine wichtige Grundlage, um die Integration von Krankenhausapothekern auf deutschen Intensivstationen weiter auszubauen und um die Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit weiter zu erhöhen. „Der Bedarf ist da, die Wichtigkeit ist erkannt und jetzt ist die Politik am Zug, geeignete Finanzierungsmöglichkeiten für multiprofessionelle Teams im stationären Bereich zu finden. Es gilt, pharmazeutische Dienstleistungen und deren Finanzierung gesetzlich zu verankern und so zu verstetigen“, so Dr. Hilgarth. Ferner werden die DIVI-Empfehlungen zur Struktur und Ausstattung von Intensivstationen aus dem Jahr 2010 derzeit überarbeitet und sollen zukünftig ausführlicher auf die Tätigkeiten und das Ausmaß der pharmazeutischen Betreuung durch Krankenhausapotheker auf deutschen Intensivstationen eingehen. Die neuen und überarbeiteten Strukturempfehlungen der DIVI werden auf dem Kongress DIVI22 vorgestellt, der vom 30. November bis 2. Dezember 2022 in Hamburg stattfindet.

Ansprechpartnerin für Journalisten:

Nina Meckel
Pressesprecherin der DIVI

presse@divi.de
Tel +49 (0)89 230 69 60 21

www.divi.de/presse

Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)

Die 1977 gegründete Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 3.500 persönlichen Mitgliedern und 19 Fachgesellschaften aus Anästhesiologie, Chirurgie, Innerer Medizin, Kinder- und Jugendmedizin sowie Neurologie und Neurochirurgie. Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus.
Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung vom 24.12.1953 und ist damit ein nicht-wirtschaftlicher Verein gemäß § 21 ff BGB.

Mehr über die DIVI im Internet: www.divi.de


Weitere Informationen:

https://www.divi.de/presse/pressemeldungen/pm-neue-studie-belegt-in-deutschland-…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW