PROBASE: Weltweit erste Studie zu risikoangepasstem Screening soll die Früherkennung von Prostatakrebs verbessern



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31.03.2022 11:01

PROBASE: Weltweit erste Studie zu risikoangepasstem Screening soll die Früherkennung von Prostatakrebs verbessern

Risikoangepasste Screening-Schemata gelten als vielversprechender Ansatz, um ein wirksames und nebenwirkungsarmes Früherkennungsprogramm für Prostatakrebs zu entwickeln. Die PROBASE-Studie* basiert auf der Beobachtung, dass der Ausgangswert des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Alter von 45 bis 50 Jahren hohen Vorhersagewert dafür hat, ob ein Mann Jahre später an Prostatakrebs erkranken wird. Das Ziel der Studie ist es, eine Prostatakrebs-Vorsorgestrategie zu entwerfen, die das Problem der Überdiagnostik des populationsbezogenen Screenings deutlich reduziert. Nun wurden die Ergebnisse der ersten Screening-Runde publiziert.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste Krebstodesursache. Doch bis heute fehlt eine allgemein anerkannte und wirksame Vorsorgestrategie für die Erkrankung. Populationsbezogenes PSA-Screening, das für alle Männer einer Altersgruppe die gleichen Testintervalle vorsieht, führt häufig zu falsch-positiven Befunden oder Überdiagnosen. Beides ist psychisch sehr belastend und kann unnötige Diagnostik oder Therapien nach sich ziehen. Als vielversprechende Alternative dazu gelten Screening-Schemata, die sich am persönlichen Erkrankungsrisiko orientieren.

„Wir wissen aus vielen Untersuchungen, dass ein Basiswert des prostataspezifischen Antigens (PSA), der im Alter von 45 bis 50 Jahren ermittelt wird, hohe Vorhersagekraft hat, ob bei einem Mann Jahrzehnte später ein Prostatakarzinom diagnostiziert wird“, sagt Peter Albers, Abteilungsleiter am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Leiter der Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Mit PROBASE wollen wir vor allem herausfinden, welches das optimale Alter für die Bestimmung des PSA-Basiswerts ist – 45 oder 50 Jahre. Außerdem soll die Studie zeigen, ob der verzögerte Beginn des Screenings die Rate an unnötiger Diagnostik und Therapie zukünftig spürbar reduzieren kann.“

Erste Screeningrunde abgeschlossen

Inzwischen wurden die Daten der ersten Screeningrunde von PROBASE publiziert. Die von der Deutschen Krebshilfe finanzierte Studie wird seit März dieses Jahres vom DKFZ koordiniert, der Studienleiter ist Peter Albers. In den vier Studienzentren Düsseldorf, Heidelberg, Hannover und München wurden von 2014 bis 2019 insgesamt 46.642 Männer im Alter von 45 Jahren rekrutiert.

Bei der einen Hälfte der Studienteilnehmer, dem Studienarm A, wurde der PSA-Wert gleich bei der Rekrutierung bestimmt. Anhand dieses PSA-Basistests wurden sie in Gruppen mit niedrigem (<1,5 ng/ml Blut), mittlerem (1,5-2,99 ng/ml) oder hohem (≥3 ng/ml) Risiko eingeteilt. Bestätigte sich ein hoher PSA-Wert von ≥3 ng/ml bei einer wiederholten Untersuchung, so wurde den Teilnehmern zur weiterführenden Diagnostik eine Prostatabiopsie unter MRT-Kontrolle empfohlen. Für Männer, deren Basis-PSA-Werte im niedrigen oder mittleren Bereich lagen, sind Wiederholungen des PSA-Tests im Abstand von fünf bzw. zwei Jahren vorgesehen.

Den Männern im Studienarm B wurde eine Tastuntersuchung der Prostata angeboten, die Bestimmung ihres PSA-Basiswerts erfolgt dagegen erst, wenn die Teilnehmer ein Alter von 50 Jahren erreicht haben.

Im Studienarm A fielen nach Bestätigung des Testergebnisses nur 0,8 Prozent der Teilnehmer (186 Männer) in die hohe Risikokategorie. 120 dieser Männer entschieden sich zur weiteren Abklärung für eine Prostatabiopsie. Dabei wurden 48 Prostatakarzinome entdeckt, darunter nur vier Tumoren mit höherem Aggressivitätsgrad, was 0,02 Prozent aller Studienteilnehmer entspricht.

Im Studienarm B wurden bei der rektalen Tastuntersuchung insgesamt nur bei zwei Männern Prostatakarzinome gefunden. Die Tastuntersuchung im Alter von 45 Jahren entspricht dem derzeitigen Vorsorgeangebot der gesetzlichen Krankenkassen. Die Ergebnisse belegen nun nach Ansicht der Ärzte erneut, dass diese Untersuchung für eine wirksame Früherkennung nicht geeignet ist.

„Besonders interessante Ergebnisse erwarten wir, wenn auch die Teilnehmer des Studienarms B im Alter von 50 Jahren die Risikostratifizierung durchlaufen. Dann können wir vergleichen, in welchem Alter wie viele Tumoren in welchen Stadien aufgespürt werden und daraus ableiten, ob es sinnvoll ist, den Beginn des Screenings nach hinten zu verschieben“, erklärt Rudolf Kaaks vom DKFZ, der die epidemiologische Auswertung der Studie leitet. „Diese Daten werden voraussichtlich 2025 vorliegen“, schätzt der Epidemiologe.

PROBASE soll voraussichtlich bis 2035 laufen. Dann kann entschieden werden, ob das Stratifizierungsschema geeignet ist, die Mehrheit der aggressiven Prostatatumoren in einem frühen, heilbaren Stadium zu entdecken und dabei gleichzeitig die mit einem populationsbasierten Screening verbundene Überdiagnostik deutlich zu reduzieren.

„Mit PROBASE schaffen wir die Voraussetzung für ein modernes Konzept der PSA-Untersuchung, um aggressive, behandlungspflichtige Prostatakarzinome rechtzeitig zu entdecken und gleichzeitig das Risiko der Männer zu minimieren, mit belastenden falsch positiven Befunden und Überdiagnosen und Übertherapie konfrontiert zu werden“, fasst Studienleiter Peter Albers die Ziele des Vorhabens zusammen.

* PROBASE steht für: “Risk-adapted prostate cancer early detection study based on a “baseline” PSA value in young men – a prospective multicenter randomized trial“

Christian Arsov, Peter Albers, Kathleen Herkommer, Jürgen Gschwend, Florian Imkamp, Inga Peters, Markus Kuczyk, Boris Hadaschik, Glen Kristiansen, Lars Schimmöller, Gerald Antoch, Ernst Rummeny, Frank Wacker, Heinz Schlemmer, Axel Benner, Roswitha Siener, Rudolf Kaaks & Nikolaus Becker: A randomized trial of risk-adapted screening for prostate cancer in young men—Results of the first screening round of the PROBASE trial
Internationale Journal of Cancer 2022, DOI: https://doi.org/10.1002/ijc.33940

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

Ansprechpartner für die Presse:

Dr. Sibylle Kohlstädt
Pressesprecherin
Strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW