Psychische Belastung durch Covid-19-Pandemie für Opfer potenziell traumatischer Ereignisse



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31.01.2022 11:00

Psychische Belastung durch Covid-19-Pandemie für Opfer potenziell traumatischer Ereignisse

In einer im British Journal of Psychiatry publizierten Längsschnittstudie unter Beteiligung von Prof. Dr. Lutz Wittman von der Internationalen Psychoanalytischen Universität (IPU) Berlin zeigte sich, wie die Covid-19-Pandemie einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit von Opfern von Gewalt, Unfällen und ernsthaften Bedrohungen hat. Die Erholung von potenziell traumatischen Erlebnissen wird demnach durch die Auswirkungen der pandemischen Situation erschwert. Die Autoren verweisen anhand der Studienergebnisse auf die unbedingte Notwendigkeit, den Zugang zu psychosozialen Gesundheitsdiensten während pandemischen Zeiten aufrecht zu erhalten.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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In einer im British Journal of Psychiatry publizierten Längsschnittstudie unter Beteiligung von Prof. Dr. Lutz Wittman von der Internationalen Psychoanalytischen Universität (IPU) Berlin zeigte sich, wie die Covid-19-Pandemie einen negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit von Opfern von Gewalt, Unfällen und ernsthaften Bedrohungen hat. Die Erholung von potenziell traumatischen Erlebnissen wird demnach durch die Auswirkungen der pandemischen Situation erschwert. Die Autoren verweisen anhand der Studienergebnisse auf die unbedingte Notwendigkeit, den Zugang zu psychosozialen Gesundheitsdiensten während pandemischen Zeiten aufrecht zu erhalten.

Die Untersuchung befasst sich als erste große, bevölkerungsbasierte Studie mit konkreten psychischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Opfer von potenziell traumatischen Ereignissen bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Personen ohne solche Erfahrungen. Untersucht wurden 750 Menschen aus den Niederlanden, die entweder vor oder während der Pandemiezeit Ereignisse wie Gewalterfahrungen, Unfälle oder ernsthafte Bedrohungen erlebt haben. Diese Daten wurden mit denen von 3245 Personen verglichen, die weder im einjährigen Untersuchungszeitraum vor, noch während der Pandemie ein entsprechendes Ereignis erlebt hatten.

Die Auswertung der Daten zeigt, dass die negativen psychischen Folgen von potenziell traumatischen Ereignissen während der Pandemie schwerwiegender ausfallen als vor der Pandemie. Die erschwerte Erholung von den belastenden Erfahrungen während der Pandemie wurde deutlich durch vermehrte Angst- und Depressions-, allgemeine psychische und posttraumatische Symptome sowie ein geringeres Selbstwirksamkeitserleben. Demgegenüber zeigte sich für die nicht von entsprechenden Ereignissen betroffene Allgemeinbevölkerung kaum ein Einfluss der Pandemie auf diese Indikatoren der psychischen Gesundheit. Da jedoch kein Unterschied im Erleben emotionaler und sozialer Unterstützung im Vergleich von Menschen mit und ohne potenziell traumatische Erlebnisse bestand, nehmen die Autoren an, dass Stressoren wie Lockdowns, Infektions- und andere Gesundheitsrisiken oder die Gefahr arbeitslos zu werden die Verarbeitung potenziell traumatischer Ereignisse nachteilig beeinflussen können.

Beteiligt an der Studie sind die niederländischen Wissenschaftler Peter G. van der Velden, Carlo Contino, Marcel Das und Joost Leenen von Centerdata, der Tilburg University und dem Fonds Slachtofferhulp sowie Lutz Wittmann von der IPU Berlin. Lutz Wittmann ist an der IPU Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie. Er hat neben der Psychotraumatologie weitere Forschungsschwerpunkte im Bereich der Psychotherapie- und Traumforschung.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Lutz Wittmann, lutz.wittmann@ipu-berlin.de


Originalpublikation:

Velden, P.G. van der, Contino, C., Das, M., Leenen, J., & Wittmann, L. (2022). Differences in mental health problems, coping self-efficacy and social support between adults victimised before and adults victimised after the COVID-19 outbreak: population-based prospective study. British Journal of Psychiatry, https://doi.org/10.1192/bjp.2021.226


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW