Studie: Immer mehr Diabetespatienten nutzen Diabetes-Technologien

Studie: Immer mehr Diabetespatienten nutzen Diabetes-Technologien


Teilen: 

02.10.2019 09:47

Studie: Immer mehr Diabetespatienten nutzen Diabetes-Technologien

Studie: Immer mehr Diabetespatienten nutzen Diabetes-Technologien
DDG kritisiert lange Genehmigungsverfahren für CGM-Systeme

Eine aktuelle Studie zeigt: Immer mehr Menschen mit Diabetes Typ 1 nutzen eine Insulinpumpe. Insbesondere bei Kindern unter 15 Jahren ist sie inzwischen eine Standardtherapie. Auch Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM), wie Glukosesensoren, die Patienten zur Blutzuckerbestimmung am Arm oder Bauch platzieren, haben eine breite Akzeptanz gefunden.

Diese Technologien haben dazu beigetragen, die Therapie zu verbessern und Komplikationen – wie schwere Unterzuckerungen – zu reduzieren. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert raschere Bewilligungsverfahren der Kostenträger für Insulinpumpen und CGM.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Aktuelle Diabetestechnologien sind inzwischen ein fester Bestandteil in der Behandlung des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. So veranschaulicht eine aktuell veröffentlichte Studie in Diabetes Care, dass 1995 gerade einmal ein Prozent der Diabetespatienten die Insulinpumpe nutzte – heute sind es inzwischen über die Hälfte aller Patienten. „Die deutlichste Zunahme ist bei Kleinkindern unter sechs Jahren zu verzeichnen: Über 90 Prozent dieser Altersgruppe erhalten heute eine Insulinpumpentherapie“, resümiert DDG Vizepräsident Professor Dr. med. Andreas Neu.

In der Beobachtungsstudie an 96.547 Patienten mit Diabetes Typ 1 über einen Zeitraum von 1995 bis 2017 zeigen die Autoren, dass auch Glukosesensoren in der Therapie erheblich an Bedeutung gewannen. Hierbei befindet sich ein Sensor mit einer winzigen Elektrode im Unterhautfettgewebe, der regelmäßig den Glukosewert ermittelt. „Besonders bei Kleinkindern unter sechs Jahren wird der Glukosesensor immer häufiger eingesetzt“, führt Studienautorin Dr. med. Louisa van Boom, Oberärztin am Clementine Kinderhospital Frankfurt, aus. „Das erspart ihnen den unleidigen Pieks in den Finger und erleichtert Eltern den Alltag erheblich.“

Auch Therapieerfolg und Sicherheit haben zugenommen: „Wir konnten aufzeigen, dass sich der HbA1c-Wert bei Pumpenträgern gegenüber Patienten mit Pen-Therapie verbessert hat“, so van den Boom. Zudem habe sich die Anzahl der Patienten mit schweren Unterzuckerungen und Koma durch die neuen Technologien deutlich verringert.

Die besondere Erfolgsgeschichte der CGM-Systeme bei Kindern sieht Privatdozent Dr. med. Thomas Kapellen, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie der DDG (AGPD) in der Therapieerleichterung und Verbesserung der Lebensqualität. Denn bei Kindern muss jederzeit mit erheblichen Blutzuckerschwankungen gerechnet werden. „Unregelmäßige Bewegung und Nahrungsaufnahme sowie Wachstumsschübe wirken sich erheblich auf den Zuckerstoffwechsel aus. Die Insulindosis muss daher besonders häufig und schnell angepasst werden, um gefährliche Unterzuckerungen zu verhindern“, erklärt Kapellen, Leiter der Diabetes-Ambulanz für Kinder und Jugendliche im Universitätsklinikum Leipzig. Dies lasse sich unkompliziert und mit deutlich weniger Aufwand mithilfe einer Insulinpumpe gewährleisten.

„Doch die CGM-Systeme werden Patienten meist nur nach einem langen Genehmigungsverfahren unter zusätzlicher Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) zugesprochen“, kritisiert Kapellen. Dies sei unnötig, da die Leitlinien der DDG, der ergänzende Begutachtungsleitfaden zur Bewilligung einer Insulinpumpe des MDK sowie der Beschluss des G-BA zum rtCGM eindeutig für eine Erstattung sprechen. „Eine verzögerte Bewilligung der kontinuierlichen Glukosemessung belastet die betroffenen Familien nur unnötig“, ergänzt Neu.

Literatur:
Van den Boom, L., Temporal Trends and Contemporary Use of Insulin Pump Therapy and Glucose Monitoring Among Children, Adolescents, and Adults With Type 1 Diabetes Between 1995 and 2017, Diabetes Care 2019;42:1–7 | https://doi.org/10.2337/dc19-0345

_________________________________________________________

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der fast sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.
_________________________________________________________

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle DDG
Christina Seddig/Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-652, Fax: 0711 8931-167
seddig@medizinkommunikation.org

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Katrin Bindeballe
Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-55, Fax: 030 3116937-20
bindeballe@ddg.info
http://www.ddg.info


Weitere Informationen:

http://www.ddg.info


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW