Veröffentlichung in „Cell“: Antibiotika der Zukunft



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30.06.2022 15:41

Veröffentlichung in „Cell“: Antibiotika der Zukunft

Bakterielle Infektionen führen jährlich zu hunderttausenden Todesfällen; verstärkt auftretende Antibiotikaresistenzen machen weltweite Pandemien immer wahrscheinlicher. Umso wichtiger ist die Erforschung alternativer Antibiotika. In einer im Fachmagazin Cell veröffentlichten Studie entwickelte ein Team der Molekularen Pathologie in Wien und der Gruppe von Prof. Dr. Markus Kaiser von der Universität Duisburg-Essen (UDE) neuartige Wirkstoffe, sogenannte BacPROTACs. Sie können gezielt bakterielle Proteine abbauen und Bakterien somit unschädlich machen. Perspektivisch können sie gegen jedes bakterielle Protein gerichtet werden und stellen somit eine komplett neuartige Antibiotika-Klasse dar.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Ausgewählte zelluläre Proteine mit individuell entwickelten Designermolekülen gezielt zu zerstören, ist ein neuer Ansatz zur Entwicklung von Chemotherapeutika in der Krebsbehandlung. Eine besonders intensiv erforschte Klasse solcher Proteinabbaumoleküle sind die sogenannten PROTACs (proteolysis targeting chimeras).

In der nun veröffentlichen Studie hat das Wiener Team um Prof. Dr. Tim Clausen gemeinsam mit der UDE-Arbeitsgruppe Kaiser über die Krebstherapie hinausgeschaut: Die von ihnen entwickelte neue Klasse dieser Moleküle, genannt BacPROTACs, ist speziell darauf ausgerichtet, ausschließlich bakterielle Proteine abzubauen. Damit wirken sie gegen Infektionen mit verschiedenen Bakterienklassen, darunter zum Beispiel die Tuberkulose auslösenden Mycobakterien.

Menschen und Tieren hingegen können die neuen Wirkstoffe nichts anhaben: Der Mechanismus, über den sie Proteine abbauen, kommt ausschließlich in Bakterien vor. „Da es sich um einen neuartigen Ansatz zur Bekämpfung bakterieller Infektionen handelt, gegen den noch keine Resistenzen bestehen, könnten BacPROTACs insbesondere dann eingesetzt werden, wenn konventionelle Antibiotika nicht mehr wirken“, so Kaiser.

Da BacPROTACs prinzipiell gegen jedes bakterielle Protein gerichtet werden können, bilden sie das Fundament für eine dringend benötigte neue Antibiotika-Klasse.

Für die Redaktion:
Das Modell des BacPROTAC in Aktion (Fotonachweis: Francesca Morreale) für die Berichterstattung stellen wir Ihnen unter folgendem Link zur Verfügung:
http://www.uni-due.de/de/presse/pi_fotos.php
Das Bild zeigt das Wirkprinzip: Das Zielprotein (rosa) bindet das orangefarbene BacPROTAC, wird daraufhin durch das grüne Enzym entfaltet und durch das blaue Enzym abgebaut.


Originalpublikation:

BacPROTACs mediate targeted protein degradation in bacteria:
https://doi.org/10.1016/j.cell.2022.05.009


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW