13.10.2022 10:00
Wie Digitalisierung den Pflegealltag im Krankenhaus erleichtert
Eine aktuelle Studie der Universität Witten/Herdecke untersucht die Bedeutung von Motiven und Werten des Pflegepersonals bei der Einführung digitaler Technologien. Effizienz und Patientenorientierung sind wichtige Treiber.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Digitale Lösungen werden auch in der Krankenhauspflege verstärkt eingesetzt. Forscherinnen der Universität Witten/Herdecke haben eine Studie zu Führung und Motivation bei Veränderungsprozessen in der Akutpflege durchgeführt, die nun im International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlicht wurde.
300 Pflegefachkräfte äußern sich zu Tablets und Smart Glasses (Datenbrillen)
Die Wissenschaftlerinnen untersuchten für zwei digitale Innovationen – Tablets und Smart Glasses (Datenbrillen) –, welche Motive und Werte die Veränderungsbereitschaft von Pflegefachpersonen im Krankenhaus besonders unterstützen. Fast 300 Pflegefachkräfte nahmen an der Studie teil und gaben ihre Einschätzung zu typischen Situationen (Vignetten) aus der Krankenhauspflege ab, in denen jeweils Motive und Werte variiert wurden.
“Unsere Ergebnisse zeigen, dass Pflegefachkräfte im Krankenhaus grundsätzlich eine hohe Technikbereitschaft aufweisen und durch wertorientierte Führung gut aktiviert werden können“, ordnet Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko, Inhaberin des Lehrstuhls für Management und Innovation im Gesundheitswesen und ATLAS Projektleiterin, die Ergebnisse der Vignettenstudie ein und ergänzt: „Gute Führung im Gesundheitswesen ist immer Führung von Veränderung.“
„Das Tablet als bekannte Technologie aus dem Alltag vieler Menschen wurde überwiegend positiv bewertet“, berichtet Erstautorin und Doktorandin Lisa Korte, „während Smart Glasses als weitgehend neue Technologie seitens der Pflegefachpersonen erst einmal mit Mehraufwand assoziiert werden. Für die erfolgreiche Implementierung digitaler Innovationen ist nach unseren Ergebnissen vor allem ihr klar ersichtlicher Nutzen von Bedeutung. Aus den Kommentaren der Befragten konnten wir jedoch erkennen, dass es auch schon manche schlechte Erfahrung mit komplexen, fehleranfälligen und nicht unmittelbar nützlichen Anwendungen im Krankenhaus gab.“
Effizienz als Motiv für die Nutzung von Innovationen
Ein wichtiges Motiv für die befragten Pflegefachkräfte war der Wunsch nach effizienten Abläufen: Eine Betonung der Vorteile des Einsatzes digitaler Innovationen für Arbeitsabläufe und -prozesse in Form von Zeitersparnis und effizientem Austausch von Informationen erhöhte die Bereitschaft zur Techniknutzung. Die Forscherinnen gehen davon aus, dass Struktur im Arbeitsalltag das Engagement und die Produktivität des Pflegepersonals erhöht und ihnen mehr Zeit für die Interaktion mit Patientinnen und Patienten ermöglicht. Detaillierte Einblicke in die Merkmale und Bedingungen der Nutzung digitaler Innovationen in der Krankenhauspflege finden sich in der Publikation:
L. Korte & S. Bohnet-Joschko, “Digitization in Everyday Nursing Care: A Vignette Study in German Hospitals”. Int. J. Environ. Res. Public Health, 2022. DOI: https://doi.org/10.3390/ijerph191710775
Die Studie ist im Rahmen des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes „Innovation und digitale Transformation im Gesundheitswesen“ (ATLAS ITG) entstanden. Der ATLAS unterstützt den Theorie-Praxis-Transfer durch eine Auswertung aktueller Studien und führt Leuchtturmprojekte sowie Akteure der digitalen Gesundheitswirtschaft in NRW zusammen: www.altas-digitale-gesundheitswirtschaft.de
Kontakt: Lisa Korte (lisa.korte@uni-wh.de)
Pressekontakt: Malte Langer, 02302/926-931, malte.langer@uni-wh.de
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Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 3.000 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
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Originalpublikation:
https://doi.org/10.3390/ijerph191710775
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Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko
Foto: UW/H
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
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