18.06.2019 17:00
Zellteilung auf Hochtouren
Treten zwei Proteine gemeinsam in Aktion, dann bedeutet das nichts Gutes für Patienten mit Lungenkrebs: Ihre Überlebenschancen sind in diesem Fall besonders schlecht.
In bösartigen Tumoren vermehren sich die Zellen in der Regel schnell und unkontrolliert. Ein Forschungsteam vom Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg hat herausgefunden, dass in diesem Prozess zwei wichtige Regulatoren der Zellteilung zusammenwirken können. Ist das der Fall, haben betroffene Patienten besonders schlechte Überlebenschancen. Untersucht wurde hier eine spezielle Form von Lungenkrebs.
Das JMU-Team um Professor Stefan Gaubatz und Dr. Grit Pattschull vom Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie II hat die Aktivitäten des Proteins YAP und des Proteinkomplexes MMB (Myb-MuvB) analysiert. Demnach kann das erstgenannte Protein nur dann die Zellteilung in Gang setzen, wenn es mit einer Untereinheit des Komplexes MMB in Wechselwirkung tritt. Die molekularen Details dieser Vorgänge sind aktuell im Fachblatt Cell Reports beschrieben.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
„Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass es zwischen diesen beiden krebsrelevanten Signalwegen eine Verbindung gibt“, sagt Professor Gaubatz. Sollte sich diese Verbindung kappen lassen, könne das für die Krebstherapie möglicherweise einen Fortschritt bedeuten.
Als nächstes will das Forschungsteam die genauen Details der Wechselwirkung zwischen YAP und dem MMB-Proteinkomplex untersuchen. Insbesondere wollen die Forscher weitere Proteine identifizieren, die an der Wechselwirkung der beiden Signalwege beteiligt sind. Langfristiges Ziel ist es, durch eine Blockade der Wechselwirkung das Tumorwachstum zu unterdrücken.
Diese Arbeiten wurden unter anderem von der Deutschen Krebshilfe finanziell gefördert.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stefan Gaubatz, Biozentrum der Universität Würzburg, T +49 931 31-84138, stefan.gaubatz@biozentrum.uni-wuerzburg.de
Originalpublikation:
Pattschull, Grit et al.: “The Myb-MuvB complex is required for YAP-dependent transcription of mitotic genes”, Cell Reports, 18. Juni 2019, DOI: 10.1016/j.celrep.2019.05.071
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
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