Augen-Screening mit dem Smartphone kann die Sehkraft retten



Teilen: 

06.02.2019 14:32

Augen-Screening mit dem Smartphone kann die Sehkraft retten

München – Das Smartphone könnte in Zukunft augenärztliche Untersuchungen ermöglichen. Aus einer Handykamera und bestimmten Aufsätzen haben Wissenschaftler aus Bonn ein einfaches Untersuchungsgerät getestet, das vor allem Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern zugutekommen soll. Mit einer Forschungsförderung der DOG – Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft konnten die Forscher das Verfahren im Rahmen einer Pilotstudie in Indien erfolgreich testen. Auch in Deutschland wäre ein Einsatz denkbar, etwa in Pflegeheimen oder ländlichen Regionen.

Rund 250 Millionen Menschen weltweit sind blind oder sehbehindert. Viele dieser Erblindungen wären durch regelmäßige Untersuchungen beim Augenarzt vermeidbar. Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern fehlt es jedoch an ausreichender augenärztlicher Versorgung. Mithilfe einer modifizierten Handykamera könnte geschultes ärztliches Personal zukünftig Augenuntersuchungen vornehmen. Schwere Augenerkrankungen können so frühzeitig erkannt und behandelt werden.

„Smartphones sind heutzutage allgegenwärtig und die Kameras vieler Geräte sind so gut, dass sie sich prinzipiell für die medizinische Bildgebung eignen“, sagt Dr. med. Maximilian Wintergerst, der die Methode bei einer Pilotstudie in Bangalore, Indien getestet hat. Dort untersuchte er mit seinem Team 200 Menschen, die an Diabetes erkrankt waren. Mithilfe eines speziellen Adapters ist es möglich mit der Smartphone-Kamera Bilder vom Augenhintergrund aufnehmen konnten. Bei jedem fünften Patienten entdeckte das Team Anzeichen einer diabetischen Retinopathie – eine Augenerkrankung, die bei Menschen mit Diabetes häufig vorkommt und unbehandelt zur Erblindung führen kann.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

„Der große Vorteil dieser Methode sind die geringen Anschaffungskosten für die Geräte und die hohe Mobilität“, erklärt Wintergerst. Die mobilen Untersuchungsteams benötigen ein Smartphone mit guter Kamerafunktion und einen Adapter für einige 100 Euro. Eine sehr preiswerte Variante dieses Adapters entwickelten die indischen Augenärzte aus Bangalore aus einem LED-Lämpchen, einer Batterie und einem Klebeband. Die Smartphone-Aufnahmen reichen qualitativ zwar nicht an die konventioneller Geräte in einer Augenarztpraxis heran, „für Menschen in medizinisch unterversorgten Regionen bieten sie aber eine leicht zugängliche, erschwingliche Alternative“, sagt Wintergerst. Ideal wäre die Kombination mit Telemedizin, dass die Aufnahmen also von ärztlichem Hilfspersonal angefertigt werden und an eine Augenklinik übermittelt werden, wo ein Augenarzt sie ansehen und beurteilen kann. Denn das Problem in Schwellen- und Entwicklungsländern ist, dass es meist nicht genügend Augenärzte gibt, um all die notwendigen Untersuchungen zu machen.

„Denkbar wäre etwa ein mobiles Augenscreening für Menschen mit Diabetes oder von Frühgeborenen, die häufig mit Augenproblemen zu kämpfen haben“. In Deutschland könnte die Methode möglicherweise in Pflegeheimen oder in ländlichen Regionen zum Einsatz kommen. Dort leiden ebenfalls viele Menschen an Sehproblemen, der Weg zum Augenarzt stellt aber oft ein großes Hindernis dar. „Aber auch in bestens ausgerüsteten Universitätskliniken gibt es Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise zur Dokumentation des Augenhintergrundes von bettlägerigen Patienten“, meint Wintergerst.

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 7.200 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft Deutschlands.

Kontakt für Journalisten:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Pressestelle
Lisa Ströhlein
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-459
Telefax: 0711 8931-167
stroehlein@medizinkommunikation.org


Weitere Informationen:

http://www.dog.org


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW