03.01.2020 10:17
Bessere Versorgung von Jugendlichen mit Adipositas |Forscherteam erarbeitet neues Behandlungskonzept
Rund 200.000 Jugendliche leiden in Deutschland an extremer Adipositas – einer
massiven Vermehrung von Körperfett. Eine körperliche aber auch psychische Belastung
für die jungen Patient*innen. In der multizentrischen „JA“- Studie wurden nun erstmals
Informationen für eine bessere Betreuung und Behandlung von Jugendlichen mit
extremer Adipositas gesammelt und untersucht. Geleitet und koordiniert wurde die
Studie von Professor Dr. Martin Wabitsch, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und
Diabetologie an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm.
Im Zuge der Studie untersuchten die beteiligten Expert*innen von 2012 bis 2019 431
junge Menschen mit extremer Adipositas in Deutschland. Aus den Ergebnissen entstand
nun ein fundiertes und standardisiertes Betreuungs- und Behandlungskonzept sowie eine
Checkliste mit Kriterien für einen chirurgischen Eingriff bei extrem adipösen Jugendlichen sowie ein Schulungsprogramm zur Vor- und Nachsorge. Die hohe Zahl der Studienteilnehmer*innen macht die Studie wohl weltweit einzigartig, da sich die Rekrutierung von Proband*innen dieser Patientengruppe schwierig gestaltet. „Gerade junge Erwachsene mit extremer Adipositas suchen meist nicht nach medizinischen Behandlungsmöglichkeiten. Sie fühlen sich diskriminiert und kämpfen in unserer Gesellschaft oft mit Stigmatisierung“, so Studienleiter Professor Dr. Martin Wabitsch.„Wird eine extreme Adipositas im Jugendalter nicht behandelt, kann dies zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Depressionen oder orthopädischen Problemen führen“, ergänzt der Kinder- und Jugendarzt.
Die Studie umfasste ein Drei-Phasen-Programm, in dem sich die jungen Patient*innen im ersten Schritt auf ihren körperlichen und psychischen Gesundheitszustand untersuchen lassen konnten. So konnte die weitere Betreuung der Patient*innen festgelegt werden. Die zweite Phase bestand in einem drei- bis sechs-monatigem Gruppenprogramm, mit dem Ziel die Lebensqualität und Krankheitsakzeptanz der Patient*innen zu verbessern. In der dritten und letzten Phase wurde den Jugendlichen dann eine individuelle Therapie angeboten, unter anderem auch ein bariatrischchirurgischer Eingriff, um eine langfristige Gewichtsreduktion erreichen zu können.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Unterstützt wurde die „JA“-Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
mit rund vier Millionen Euro. Neben dem Universitätsklinikum Ulm waren die Berliner
Charité, das Universitätsklinikum Leipzig, das LVR- Klinikum Essen sowie die Vestische
Kinder- und Jugendklinik Dattel als Studienzentren an dem Projekt beteiligt. Die
Ergebnisse sind vor allem für Krankenkassen interessant, die nun auf der Grundlage der Studie besser entscheiden können, für welche Therapie der* die jeweilige Patient*in Unterstützung bekommen sollte.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Martin Wabitsch
Leiter Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie
Universitätsklinikum Ulm
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Eythstraße 24
89075 Ulm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch