Cochrane Review findet kaum Evidenz für einen Nutzen des Programms “Mental Health First Aid” (MHFA)



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28.08.2023 06:57

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Cochrane Review findet kaum Evidenz für einen Nutzen des Programms “Mental Health First Aid” (MHFA)

Ein neuer Cochrane Review hat die Evidenz aus randomisierten Studien zum Nutzen des Programms “Mental Health First Aid” (MHFA) gesichtet. Das Ergebnis: Insbesondere zur Frage, ob solche Schulungen von “Ersthelfern” auch Nutzen für die eigentliche Zielgruppe der von psychischen Problemen bedrohten Menschen in deren Umfeld hat, fehlt es zuverlässigen Studien.

Bei dem vor über 20 Jahren in Australien entwickelten Programm „Mental Health First Aid“ handelt es sich um ein spezifisches, international lizensiertes Programm zur Ausbildung von “Mental-Health-Ersthelfern”. Diese sollen dank ihrer Schulung Personen mit psychischen Problemen in ihrem Umfeld erkennen, “Erste Hilfe” leisten und weiterführende Hilfsangebote vermitteln können. Weltweit wurden der deutschen MHFA-Webseite zufolge bereits mehr als fünf Millionen Menschen als MHFA-Ersthelfer geschult. In Deutschland wird das Programm seit 2019 ausgerollt, mit meist sehr wohlwollender Berichterstattung.

Der aktuelle Review macht jedoch abermals die sehr schwache Evidenzbasis für dieses Programm deutlich. Das gilt insbesondere für den Nutzen für die eigentliche Zielgruppe der „Aid recipients“, also von Menschen mit akuten psychischen Problemen. Zwar fanden die Autor*innen 21 randomisierte Studien mit über 20.000 Teilnehmenden, doch auf die entscheidenden Fragen lieferten diese sehr wenig und noch dazu methodisch fragwürdige Evidenz.
Unerwünschte Wirkungen wurden in den vom Autor*innen-Team des Reviews eingeschlossenen Studien nicht berichtet. Es stellt sich aber die Frage, ob die weltweit von staatlichen Stellen und Firmen investierten Ressourcen nicht besser in anderen, besser evidenzbasierten Interventionen angelegt wären. Diese Frage wird sich nur durch gut gemachte Studien beantworten lassen, die so angelegt sind, dass sie die entscheidenden Forschungsfragen auch wirklich beantworten können.

Wie immer senden wir Ihnen den Volltext des Reviews gerne auf Anfrage zu.


Originalpublikation:

Richardson R, Dale HE, Robertson L, Meader N, Wellby G, McMillan D, Churchill R. Mental Health First Aid as a tool for improving mental health and well‐being. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023, Issue 8. Art. No.: CD013127. DOI: 10.1002/14651858.CD013127.pub2.


Weitere Informationen:

https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD013127.pub2/full/de


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW