06.05.2019 14:28
CRTD Forscher bringen Innovation ans Krankenbett
Neuartiger Prozess zur Herstellung von suppressiven T-Zellen
Das Zentrum für Regenerative Therapien (CRTD) der TU Dresden und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus haben einen neuartigen Prozess zur automatisierten Vermehrung von immunsuppressiven Zellen zu therapeutischen Zwecken entwickelt. Davon werden zunächst Leukämiepatienten nach Stammzelltransplantation mit schweren entzündlichen Komplikationen profitieren.
Eine zentrale Aufgabe der im Blut vorkommenden suppressiven T-Zellen ist die Regulation der Immunabwehr, daher der Name „Treg“-Zellen. Durch diese Beeinflussung können sie im gesunden Menschen verhindern, dass die Immunantwort des Körpers zu heftig ausfällt. Dies passiert beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen und chronisch entzündlichen Krankheiten. Dabei greift das Immunsystem nicht nur Krankheitserreger und infizierte Zellen an, sondern auch gesunde Gewebszellen des Körpers.
Forschungsergebnissen zu Folge, können regulatorische T-Zellen dem Entstehen oder Fortschreiten von Autoimmunerkrankungen entgegenwirken, sowie chronische entzündliche Krankheiten abschwächen. Um als Therapie eingesetzt werden zu können, müssen sie dafür aber in einer sehr hohen Dosis per Infusion verabreicht werden. Da der Anteil der Zellen im Blut sehr gering ist, müssen diese für eine therapeutische Anwendung sehr aufwendig isoliert und anschließend vermehrt werden.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
In einer geplanten klinischen Studie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus sollen die hergestellten regulatorischen T-Zellen zunächst zur Behandlung von Leukämiepatienten genutzt werden. Konkret für die Patienten, die unter der schweren chronischen Graft-versus-Host Erkrankung (cGvHD) leiden. Eine lebensbedrohliche Komplikation, die 50% der Leukämiepatienten nach einer Stammzelltransplantation betrifft. Dabei greifen bestimmte Zelltypen des Transplantats das Gewebe des Patienten an und führen so zu Organschäden ähnlich einer Autoimmunerkrankung. Im Rahmen der Studie sollen diese Patienten nun frühzeitig mit regulatorischen T-Zellen aus dem Blut ihrer gesunden Stammzell-Spender behandelt werden, um die Gewebszerstörung abzuschwächen oder zu stoppen.
Die Gewinnung und Vermehrung der regulatorischen T-Zellen wurde in der Good Manufacturing Practice (GMP) Facility des CRTD, einer Technologieplattform zur Herstellung neuartiger Arzneimittel, zu einem vollautomatisierten Prozess entwickelt. In nur zwei Wochen werden im CliniMACS Prodigy® System der Partnerfirma Miltenyi Biotec mehrere vollautomatische Fütterungsschritte und Probennahmen vorgenommen und eine fertige Infusionslösung hergestellt. „Der Infusionsbeutel mit dem fertigen Zellprodukt wird steril abgetrennt und verschweißt und kann direkt ans Krankenbett gebracht werden. Dieser vollständig geschlossene, standardisierte Herstellungsprozess minimiert das Kontaminationsrisiko, aber auch das Risiko potentieller Qualitätsabweichungen im Vergleich zur bisherigen manuellen Zellkultur“, erklärt Projektleiterin Dr. Anke Fuchs.
Prof. Dr. med. Martin Bornhäuser, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus betont die Vorzüge des Verfahrens: „Der automatisierte Herstellungsprozess eröffnet erstmals die Möglichkeit perspektivisch Zellpräparate für größere Studien herzustellen. Die erfolgreiche Kooperation mit der GMP Facility sowie die Möglichkeiten für hochmoderne Immunomonitoring-Methoden machen die Zusammenarbeit mit dem CRTD zu einer echten Besonderheit.
Die klinische Umsetzung des Projekts läuft seit 2012 im Austausch zwischen GMP Facility des CRTD und der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. „Diese fruchtbare Kooperation ist ein Erfolgsbeispiel für die enge Verzahnung von Forschung und klinischer Therapie in Dresden. Mit der Publikation unseres automatisierten Prozesses legen wir den Grundstein für die standardisierte Herstellung von Treg-Präparaten für verschiedene Patientengruppen“, sagt Dr. Anke Fuchs.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Cornelia Probst
Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD)
Tel.: 0351 458-82065
cornelia.probst@tu-dresden.de
Friederike Braun
Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD)
Tel.: 0351 458-82064
friederike.braun@tu-dresden.de
Originalpublikation:
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fimmu.2019.00038/full
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
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