22.01.2020 10:14
Forscher finden 90 Detox-Gene
Forscher des Universitätsklinikums Freiburg haben mit Kollaborationspartnern genetische Einflussfaktoren für die Entgiftung und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten aus dem menschlichen Körper entdeckt / Patientenstudie mit rund 1.600 Teilnehmern / Publikation in Nature Genetics
Der menschliche Organismus verstoffwechselt Tausende von Substanzen, welche mit der Nahrung aufgenommen oder im Körper selbst gebildet werden. Nun haben Forscherinnen und Forscher des Universitätsklinikums Freiburg gemeinsam mit Kollaborationspartnern 90 Gene identifiziert, die Stoffwechsel und Entgiftung über Nieren und Urin beeinflussen und deren Rolle in diesen Prozessen bisher größtenteils unbekannt war. Die Studie erschien am 20. Januar 2020 im renommierten Fachmagazin Nature Genetics. Sie enthält neue Erkenntnisse zur Bedeutung stoffwechselbedingter Veranlagungen, etwa hinsichtlich der Entstehung von Nierensteinen. Außerdem bietet sie Erklärungsansätze, warum selbst häufig verschriebene Medikamente unterschiedlich abgebaut werden.
„Die Studienergebnisse werden in der Zukunft helfen, das individuelle Risiko für Stoffwechselkrankheiten besser abzuschätzen. So könnten Betroffene ihren Lebensstil rechtzeitig anpassen“, sagt Studienleiterin Prof. Dr. Anna Köttgen, Direktorin des Instituts für Genetische Epidemiologie am Universitätsklinikum Freiburg. Die Studie bringt eine weitere wichtige Erkenntnis: „Unsere Daten unterstreichen, dass bestimmte Medikamente von verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich schnell abgebaut werden“, so Köttgen. „Die Daten könnten in Zukunft bei der persönlichen Dosierung eines Medikaments berücksichtigt werden, um die Wirkung zu optimieren und Nebenwirkungen zu vermeiden.“
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Gen- und Stoffwechseldaten in Einklang gebracht
Stoffwechselprodukte, auch Metabolite genannt, werden über den Blutkreislauf zwischen den einzelnen Organen hin und her transportiert und mithilfe der Leber über den Darm und die Nieren ausgeschieden. Die Konzentrationen vieler Metabolite können in einer Urinprobe gemessen werden. Sie geben Auskunft über die Stoffwechsel- und Entgiftungsleistung des Körpers. Darum verknüpften die Forscher um die Erstautoren Dr. Pascal Schlosser, Dr. Yong Li und Dr. Peggy Sekula, alle Wissenschaftler und Ko-Erstautoren am Institut für Genetische Epidemiologie des Universitätsklinikums Freiburg, genetische Daten von 1.627 Teilnehmern mit chronischer Nierenerkrankung mit den Urinkonzentrationen von insgesamt 1.172 Metaboliten. Die Daten wurden im Rahmen der bundesweiten German Chronic Kidney Disease (GCKD) Studie erhoben, die auch am Universitätsklinikum Freiburg durchgeführt wird.
„Mithilfe der genetischen Variation konnten wir ablesen, welche Enzyme dafür verantwortlich sind, dass Menschen Substanzen unterschiedlich verstoffwechseln, entgiften und ausscheiden“, sagt Schlosser. „Die Enzyme sind vor allem in Darm, Leber, und Niere aktiv und beeinflussen häufig, wie Stoffe abgebaut und ausgeschieden werden“, sagt Sekula. „Wir konnten die Ergebnisse bei Menschen ohne Nierenerkrankungen bestätigen, sodass die neu gewonnenen Einsichten auch für die Allgemeinbevölkerung von Interesse sind“, ergänzt Yong Li.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Anna Köttgen
Direktorin
Institut für Genetische Epidemiologie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-78050
anna.koettgen@uniklinik-freiburg.de
Originalpublikation:
Titel der Studie: Genetic Studies of Urinary Metabolites Illuminate Mechanisms of Detoxification and Excretion in Humans
DOI: 10.1038/s41588-019-0567-8
Link zur Studie: www.nature.com/articles/s41588-019-0567-8
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
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