Neuer Wirkstoff aus Benediktenkraut fördert Nervenreparatur



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19.04.2024 17:13

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Neuer Wirkstoff aus Benediktenkraut fördert Nervenreparatur

Kölner Wissenschaftler*innen haben eine neue Indikation für Cnicin, einen Inhaltsstoff des Benediktenkrauts, entdeckt. Klinische Studien sind in Planung / Veröffentlichung in „Phytomedicine“

Benediktenkraut (Cnicus benedictus) ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) und wächst auch in unseren Breiten. Es wird seit Jahrhunderten in Form von Extrakten oder Tees als Heilpflanze verwendet, zum Beispiel bei Verdauungsbeschwerden. Forschende des Zentrums für Pharmakologie der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln haben nun unter Projektleitung von Dr. Philipp Gobrecht und Professor Dr. Dietmar Fischer eine ganz neue Indikation für Cnicin entdeckt. Im Tiermodell sowie mit humanen Zellen konnte gezeigt werden, dass Cnicin das Wachstum von Axonen, den Fortsätzen von Nervenzellen, deutlich beschleunigt. Die Studie „Cnicin promotes functional nerve regeneration“ wurde in Phytomedicine veröffentlicht.

Schnelle Hilfe für die Nerven

Beim Menschen und größeren Tieren mit langen Axonen sind die Regenerationstrecken von verletzten Nerven dementsprechend lang, was den Heilungsprozess oft langwierig und häufig sogar irreparabel macht, weil die Nervenfasern ihre Zielgebiete nicht rechtzeitig erreichen. Eine erhöhte Regenerationsgeschwindigkeit könnte hier einen großen Unterschied machen, damit die Fasern ihre ursprünglichen Zielgebiete rechtzeitig erreichen, bevor irreversible Funktionsverluste greifen. Die Wissenschaftler*innen wiesen die axonalen Regeneration im Tiermodell und an menschlichen Nervenzellen nach, die zuvor aus gespendeten Netzhäuten von Patienten gewonnen wurden. Bei Mäusen half die tägliche Gabe von Cnicin, Lähmungen und Taubheitsgefühl sehr viel schneller zu überwinden.

Die Substanz zeigt einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Wirkstoffen: Cnicin gelangt nach oraler Gabe ins Blut. Es muss nicht gespritzt werden. „Die richtige Dosis ist hierbei sehr wichtig, denn Cnicin wirkt nur in einem bestimmten Dosis-Fenster. Zu niedrige oder zu hohe Dosen sind unwirksam. Daher müssen unbedingt weiterführende klinische Studien am Menschen durchgeführt werden“, sagt Fischer. Die Kölner Forschenden planen derzeit entsprechende Studien. Das Zentrum für Pharmakologie widmet sich unter anderem der Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln zur Reparatur des geschädigten Nervensystems.

Die aktuelle Studie wurde im Rahmen des Projekts PARREGERON vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1.200.000 Euro gefördert.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Professor Dr. Dietmar Fischer
Zentrum für Pharmakologie
+49 221 478 6064
dietmar.fischer@uni-koeln.de


Originalpublikation:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0944711324003003?via%3Dihub


Bilder

getrocknetes Benediktenkraut

getrocknetes Benediktenkraut
Dietmar Fischer
Dietmar Fischer


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW