Speicherproteine der Walnuss lösen schwere Lebensmittelallergien bei Kindern aus



Teilen: 

31.01.2019 11:47

Speicherproteine der Walnuss lösen schwere Lebensmittelallergien bei Kindern aus

Das Muster spezifischer Antikörper gegen die Walnuss ist bei Walnuss­allergikern altersabhängig und korreliert mit dem Schweregrad der allergischen Reaktionen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende des Paul-Ehrlich-Instituts zusammen mit verschiedenen Kliniken und Forschenden aus Deutschland, der Schweiz, Schweden und Spanien. Über die Forschungsergebnisse berichtet The Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice in seiner Online-Ausgabe vom 29.01.2019.

Die Walnuss ist ein starker Auslöser von Nahrungsmittelallergien bei Kindern und Erwachsenen. Häufig geht eine Walnussallergie mit schweren Allergiesymptomen einher. Schätzungs­weise drei Prozent der Europäer entwickeln eine Allergie gegen Walnuss. Die allergischen Reaktionen entstehen dadurch, dass der Körper gegen eigentlich harmlose Bestandteile der Walnuss Antikörper vom Typ Immunglobulin-E (IgE) ausbildet. Bisher war wenig darüber bekannt, welche der verschiedenen potenziell Allergie auslösenden Bestandteile (Antigene) der Walnuss in welchem Umfang zum Allergiegeschehen beitragen. Solche Kenntnisse sind erforderlich, um über Labordiagnostik (In-vitro-Diagnostik) die Allergie genauer charakterisieren zu können. Auch war bislang noch nicht der Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Allergiesymptome und dem auslösenden Allergen in einem einheitlichen Versuchsprotokoll untersucht worden.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Federführung von Prof. Barbara Ballmer-Weber, Universitätsspital Zürich, haben mit Forschenden des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) unter Leitung von Prof. Stefan Vieths, Vizepräsident des PEI, und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von klinischen Einrichtungen in Deutschland, Schweiz und Spanien diese multizentrische Studie durchgeführt. 91 Personen mit einer Walnussallergie und 24 Kontrollen nahmen daran teil. Die Walnussallergie wurde, wenn der Schweregrad der Allergie es erlaubte, in Provokationsversuchen bestätigt. Sowohl bei den Allergikern als auch bei den Kontrollen wurden das Blut auf spezifische IgE gegen zehn Walnuss-Proteinbestandteile bzw. -fraktionen untersucht. Auch wurden Hauttests (Pricktest) mit verschiedenen Allergenextrakten durchgeführt.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Die Forschenden stellten fest, dass die Sensibilisierung gegenüber Walnuss-Speicherproteinen in der Regel im Kindesalter stattfindet und mit schweren Allergiesymptomen einhergeht. Erhöhte spezifische IgE gegenüber bestimmten Speicherproteinen und Walnussfraktionen korrelierten mit systemischen und damit schwereren Allergiesymptomen. Von einem Allergen (rJug r 5) abgesehen, waren die Spiegel der spezifischen IgE gegenüber Walnussextrakten und Walnusskomponenten bei Studienteilnehmern unter 14 Jahren höher als bei den älteren Probanden. Auch entwickelten alle unter 14-Jährige schwere Allergiesymptome, während 38 Prozent der Studienteilnehmer im Alter von mindestens 14 Jahren nur milde Reaktionen zeigten. Die Personen mit schweren Allergiesymptomen wiesen höhere spezifische IgE-Spiegel gegenüber Walnussextrakt und den meisten weiteren untersuchten Walnussbestandteilen auf.

“Die aktuellen Erkenntnisse können dazu beitragen auf Basis von In-vitro-Untersuchungen, in Zukunft präziser als bisher den Schweregrad der Walnussallergie zu bewerten und gezielte Ansätze für die spezifische Immuntherapie zu entwickeln”, erläutert Prof. Stefan Vieths, Vizepräsident des PEI, die Bedeutung der Untersuchung.

______________________________________________________________________

Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt am Main ist als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel eine Bundesoberbehörde im Geschäfts­bereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Es erforscht, bewertet und lässt bio­medizinische Human-Arzneimittel und immunologische Tierarzneimittel zu und ist für die Genehmigung klinischer Prüfungen sowie die Pharmakovigilanz – Erfassung und Bewertung möglicher Nebenwirkungen – zuständig.

Die staatliche Chargenprüfung, wissenschaftliche Beratung/Scientific Advice und Inspektionen gehören zu den weiteren Aufgaben des Instituts. Unverzichtbare Basis für die vielseitigen Aufgaben ist die eigene experimentelle Forschung auf dem Gebiet der Biomedizin und der Lebenswissenschaften.

Das Paul-Ehrlich-Institut mit seinen rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nimmt zudem Beratungsfunktionen im nationalen (Bundesregierung, Länder) und inter­nationalen Umfeld (Weltgesundheitsorganisation, Europäische Arzneimittel­behörde, Europäische Kommission, Europarat und andere) wahr.


Originalpublikation:

Ballmer-Weber BK, Lidholm J, Lange L, Pascal M, Lang C, Gernert S, Lozano-Blasco J, Gräni N, Guillot C, Wangorsch A, Hanschmann KM, Pontoppidan B, Tjäder L, Bartra J, Vieths S (2019): Allergen recognition patterns in walnut allergy are age dependent and correlate with the severity of allergic reactions.
J Allergy Clin Immunol Pract Jan 22 [Epub ahead of print]

DOI: https://doi.org/10.1016/j.jaip.2019.01.029


Weitere Informationen:

https://www.jaci-inpractice.org/article/S2213-2198(19)30099-6/abstract – Abstract der Publikation
https://www.pei.de/DE/infos/presse/pressemitteilungen/2019/02-speicherproteine-w… – Diese Pressemitteilung auf den Seiten des Paul-Ehrlich-Instituts


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW