Wie unterschiedliche Prionenvarianten zu unterschiedlichen Krankheitsbildern führen



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15.09.2022 10:00

Wie unterschiedliche Prionenvarianten zu unterschiedlichen Krankheitsbildern führen

Physikalische Biologie: Veröffentlichung im Journal of Biological Chemistry

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Fehlgefaltete Prionproteine gelten als Auslöser neurodegenerativer Erkrankungen. Forschende von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und vom Forschungszentrum Jülich (FZJ) haben eine Erklärung dafür gefunden, warum verschiedene Formen der Creutzfeld-Jacob-Krankheit (CJD) mit verschiedenen Varianten des Prionproteins zusammenhängen. In der Fachzeitschrift Journal of Biological Chemistry zeigen sie, wie die Prionvarianten unterschiedliche Fehlfaltungsprozesse durchlaufen.

Prionen sind spezielle Proteine, die im Gehirn gebildet werden. Im Normalfall sind sie harmlos. Treten die Prionen in einer zur Naturform abweichenden Faltung – also in einer anderen dreidimensionalen Form – auf, können die Proteine zusammenklumpen, sie aggregieren. Darüber hinaus können fehlgefaltete Proteine andere Prionproteine mit korrekter Faltung dazu veranlassen, sich ebenfalls umzufalten. Diese fehlgefalteten Proteine werden mit neurodegenerativen Erkrankungen wie der Creutzfeld-Jacob-Krankheit beim Menschen, BSE beim Rind oder Scrapie beim Schaf in Verbindung gebracht.

Im Menschen gibt es zwei natürliche Varianten des Prionproteins, die sich lediglich durch eine unterschiedliche Aminosäure (Methionin, kurz Met, oder Valin, kurz Val) unterscheiden. Mit diesen Varianten hängen auch zwei Varianten der Creutzfeld-Jacob-Krankheit zusammen. Eine Erklärung dafür, wie eine abweichende Aminosäure das Krankheitsbild der CJD beeinflussen kann, gab es bisher noch nicht.

Ein Team um die Erstautoren Thomas Pauly und Najoua Bolakhrif vom Institut für Physikalische Biologie der HHU und vom Institut für Biologische Informationsprozesse – Strukturbiochemie (Leitung jeweils Prof. Dr. Dieter Willbold) konnte nun erstmals zeigen, dass sich die beiden Prionvarianten auf molekularer Ebene unterschiedlich verhalten. Die Forschenden entdeckten, dass die verschiedenen Prionvarianten unterschiedliche Fehlfaltungsprozesse durchlaufen.

Während die Val-Variante direkt aggregiert, benötigt die in der menschlichen Bevölkerung häufigere Met-Variante dazu einen Zwischenschritt, bei dem zunächst kleinere Aggregate gebildet werden. „Die Erkenntnis, dass die neurotoxischen Aggregate auf unterschiedlichen Wegen gebildet werden, kann zum Verständnis der unterschiedlichen Krankheitsbilder beitragen“, betonen Pauly und Bolakhrif.

Neben den von Prof. Willbold geleiteten Instituten war auch das Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der HHU (Leiter: Prof. Dr. Holger Gohlke) an der nun im Journal of Biological Chemistry erschienenen Studie beteiligt. Prof. Gohlke und sein Mitarbeiter Jesko Kaiser haben dabei Molekulardynamik-Simulationen durchgeführt, mit denen sie auf atomarer Ebene Wechselwirkungen feststellten, die die unterschiedlichen Stabilitäten der beiden Varianten erklären.


Originalpublikation:

Thomas Pauly, Najoua Bolakhrif, Jesko Kaiser, Luitgard Nagel-Steger, Lothar Gremer, Holger Gohlke, Dieter Willbold, Met/Val129 polymorphism of the full-length human prion protein dictates distinct pathways of amyloid formation, Journal of Biological Chemistry (2022), 28. August 2022

DOI: 10.1016/j.jbc.2022.102430


Bilder

Schematische Zusammenfassung der Forschungsergebnisse: Bei der Met-Variante (oben, blau) ist ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Aggregation notwendig, während die Val-Variante direkt aggregiert.

Schematische Zusammenfassung der Forschungsergebnisse: Bei der Met-Variante (oben, blau) ist ein Zwi

HHU / Thomas Pauly und Najoua Bolakhrif

Ausschnitt aus einem Prion-Proteinmolekül. Zu sehen ist die Interaktion der Aminosäurereste, die die 129M Variante stabilisiert.

Ausschnitt aus einem Prion-Proteinmolekül. Zu sehen ist die Interaktion der Aminosäurereste, die die

HHU / Thomas Pauly und Najoua Bolakhrif


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW