17.11.2022 10:14
10-Punkte-Paper veröffentlicht: So werden Kinder als Besuchende auf Intensivstationen besser einbezogen
Dürfen Kinder und Jugendliche Papa oder Mama, Oma oder Opa oder auch Freunde auf der Intensivstation oder in der Notaufnahme besuchen? Ist das nicht zu viel für ein Kind? All die Kabel und Schläuche? Das Bangen um Leben und Tod? Seit vielen Jahren wird hierüber kontrovers diskutiert. Typische Kontra-Argumente sind etwa, dass Kinder durch die belastenden Eindrücke traumatisiert werden könnten oder wechselseitige Infektionsgefahr besteht. Es gibt aber auch viele Hinweise darauf, dass ein Besuch unter bestimmten Bedingungen gesundheitsförderlich sein kann – für alle Beteiligten!
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Ein 33-köpfiges interdisziplinäres Experten-Team aus Österreich, Deutschland und der Schweiz hat innerhalb der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) heute nun einen Leitfaden als Hilfestellung rund um dieses Thema veröffentlicht – die in 10 Punkte gegliederte, konsentierten Empfehlungen „Kinder als Angehörige und Besuchende auf Intensivstationen, pädiatrischen Intensivstationen und in Notaufnahmen“.
„Das ist das erste Mal im europäischen Raum, dass Autoren aus der gesamten DACH-Region unter dem Mantel einer Fachgesellschaft eine solche Empfehlung verabschiedet haben”, freut sich Maria Brauchle. Die Diplom-Gesundheits- und Krankenpflegerin für Intensivpflege am Landeskrankenhaus Feldkirch in Österreich hat das Projekt angestoßen und ist eine von den drei federführenden Autoren. Adressieren soll das 57-seitige Meilenstein-Papier Mitarbeiter aller Professionen sowie Eltern und Sorgeberechtigte. Zudem soll es eine unverzichtbare Hilfestellung sowie ein roter Faden werden, um zukünftig einheitliche Besuchsregeln für Kinder entwickeln und implementieren zu können.
Die aufgeführten 10 Empfehlungen thematisieren alle dafür relevanten Punkte: Von der genauen Planung eines Kinderbesuches im interprofessionellen Team und die Stärkung elterlicher Kompetenzen bis hin zur Aufbereitung von kindgerechten Informationen und psychosozialer Unterstützung sowie Einbindung von Qualitäts- und Risikomanagement und einer Dokumentation von Kinderbesuchen.
Empfehlung 1: Den Besuch von Kindern im interprofessionellen Team planen
Empfehlung 2: Elterliche Kompetenzen stärken
Empfehlung 3: Kindgerechte Information sicherstellen
Empfehlung 4: Den Besuch von Kindern vorbereiten, begleiten und nachbereiten
Empfehlung 5: Psychosoziale Unterstützung anbieten
Empfehlung 6: In palliativen Situationen besonders begleiten
Empfehlung 7: In Notfallsituationen eine kindgerechte Begleitung ermöglichen
Empfehlung 8: Führung – den richtigen Rahmen für Kinderbesuche schaffen
Empfehlung 9: Qualitäts- und Risikomanagement einbinden
Empfehlung 10: Den Kinderbesuch und Angehörigengespräche dokumentieren
Drei Jahre Arbeit stecken in dem Meilenstein-Papier
Die Empfehlungen wurden von der Arbeitsgruppe „ICU Kids“ unter der Leitung von Maria Brauchle, Dr. Teresa Deffner und Dr. Peter Nydahl in Kooperation mit den DIVI-Sektionen psychologische Versorgungsstrukturen, Pflegeforschung und Pflegequalität, Pädiatrische Intensiv- und Notfallmedizin, Ethik, Bewusstseinsstörungen und Koma, Sepsis und Infektiologie entwickelt. Nach intensiver Vorarbeit der drei federführenden Autoren hat dann das interdisziplinäre Gremium das vergangene halbe Jahr ungezählte Arbeitsstunden investiert, um fachlich jeden Winkel zu beleuchten. „Insgesamt haben wir zusammen rund drei Jahre an den Empfehlungen geschrieben“, rechnet Maria Brauchle nach.
So haben sich neben der DIVI die Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGiNA), die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), die deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie sowie die AETAS Kinderstiftung eingebracht. „Die Entstehung der Empfehlungen war eine wunderbare Teamarbeit, geprägt durch unglaubliche Disziplin und Wertschätzung einem jeden gegenüber“, berichtet Brauchle. Persönliche, ja teilweise sehr persönliche Erfahrungen und Erlebnisse wie auch natürlich alle professionellen Blickwinkel konnten daher umfassend diskutiert werden und letztendlich in die Empfehlungen einfließen.
Und gleich zwei Versionen hat das Team veröffentlicht: Eine Gesamtversion und eine Kurzfassung – damit die wichtigsten Empfehlungen auch auf einen Blick zu erfassen sind.
Vorstellung auf dem DIVI22 im Dezember und im DIVI-TV-Studio
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung hätte zudem nicht besser sein können: Das Autoren-Team wird seine Empfehlungen in zwei Wochen auf dem DIVI22, dem DIVI-Jahreskongress in Hamburg als größtem Intensivmediziner-Kongress im deutschsprachigen Raum, am Mittwoch, den 30. November ab 10:30 Uhr dem interessierten Fachpublikum und der Presse vortragen.
Auch im DIVI-TV-Studio, das begleitend für jeden Interessierten im Livestream über die Website zu sehen ist, werden Maria Brauchle und Dr. Teresa Deffner am 1. Dezember um 10 Uhr als Gäste erwartet und das Paper präsentieren.
Ansprechpartner für Journalisten:
Nina Meckel
Pressesprecherin der DIVI
presse@divi.de
Tel +49 (0)89 230 69 60 21
www.divi.de/presse
Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI)
Die 1977 gegründete Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 3.500 persönlichen Mitgliedern und 19 Fachgesellschaften aus Anästhesiologie, Chirurgie, Innerer Medizin, Kinder- und Jugendmedizin sowie Neurologie und Neurochirurgie. Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus.
Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung vom 24.12.1953 und ist damit ein nicht-wirtschaftlicher Verein gemäß § 21 ff BGB.
Mehr über die DIVI im Internet: www.divi.de
Originalpublikation:
https://www.divi.de/empfehlungen/publikationen/viewdocument/6663/kinder-als-ange…
Weitere Informationen:
https://www.divi.de/aktuelle-meldungen-intensivmedizin/internationales-team-vero…
Bilder
Maria Brauchle, Dr. Peter Nydahl und Dr. Teresa Deffner (v.l.n.r.)
Landeskrankenhaus Feldkirch; privat; Michael Szabo, Universitätsklinikum Jena (v.l.n.r.)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch