Bauchspeicheldrüsenkrebs: Ob die Chemotherapie hilft, entscheiden die Darmbakterien



Teilen: 

27.03.2023 09:42

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Bauchspeicheldrüsenkrebs: Ob die Chemotherapie hilft, entscheiden die Darmbakterien

Das duktale Adenokarzinom gehört zu den tödlichsten Krebserkrankungen, da sich leicht Metastasen bilden und weniger als die Hälfte aller Patient:innen gut auf die Chemotherapie ansprechen. Was beeinflusst die Wirksamkeit? Kann es auch an der Ernährung und der Darmflora liegen? Ja, sagt ein Team von Wissenschaftler:innen unter Federführung von Prof. Nicola Gagliani (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), zu dem auch Prof. Dr. Jens Siveke und Dr. Marija Trajkovic-Arsic von der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen gehört.

Sie haben sich das Mikrobiom von Patient:innen genauer angesehen, die gut auf eine Behandlung ansprachen und ihre Studienergebnisse kürzlich in „Nature“ veröffentlicht.
„Es ist sehr interessant, dass ein bestimmtes Stoffwechselprodukt des Mikrobiom im Serum dieser Patient:innen verstärkt nachweisbar ist, die sogenannte Indol-3-Essigsäure, kurz 3-IAA“, erläutert Prof. Dr. Jens Siveke, Direktor des Brückeninstituts für Experimentelle Tumortherapie (BIT) am Universitätsklinikum Essen. Bei 3-IAA handelt es sich um ein Abbauprodukt der Aminosäure Tryptophan.
Die Forschenden haben ihre Erkenntnisse in einem Mausmodell in drei Ansätzen überprüft. Es zeigte sich, dass eine Tryptophan-haltige Diät eine bessere Therapieantwort ergab, wenn Mäuse mit Bakterien von Patient:innen mit Therapieansprechen transplantiert wurden. Wurde 3-IAA gefüttert, zeigte sich eine bessere Wirksamkeit der Chemotherapie unabhängig davon, ob Bakterien von Patient:innen mit oder ohne Therapieansprechen gleichzeitig appliziert wurden.
Das Autor:innen-Team vermutet, dass das Mikrobiom auch beim Menschen klinische Auswirkungen auf die Behandlung des duktalen Adenokarzinoms hat. Dr. Trajkovic-Arsic ist sich sicher: bei der Behandlung von Krebspatient:innen muss zukünftig auch die Ernährung und der Stoffwechsel noch stärker in Betracht gezogen werden.


Originalpublikation:

https://www.nature.com/articles/s41586-023-05728-y
Microbiota-derived 3-IAA influences chemotherapy efficacy in pancreatic cancer | Nature


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW