20.09.2019 13:31
DGP: Luftschadstoff-Debatte ade? Wissenschaftler rufen Politik zum Handeln auf
Luftschadstoffe gefährden nicht nur die Umwelt, sondern sind auch gesundheitsschädlich. In einem Symposium, das gestern in Berlin stattfand, erläuterten Experten, welche Gefahren von Luftschadstoffen ausgehen und wie es um die Atemluft in Deutschland steht – auch vor dem Hintergrund des Klimawandels, einer der größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Im Symposium setzte sich die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) auch kritisch mit der Luftschadstoff-Debatte auseinander. Denn nicht alle Experten schätzen die gesundheitlichen Gefahren, die von Luftschadstoffen ausgehen, als hoch ein.
Die aktuellen Grenzwerte zu Luftschadstoffen basieren auf etwa 70 000 internationalen wissenschaftlichen Publikationen. Im Symposium „Was tun für bessere Luft“, bei dem Mit-arbeiter des Umweltbundesamtes, Wissenschaftler, Referenten von Bundestagsabgeordneten und aus mehreren Ministerien sowie Mitglieder der Landesärztekammern anwesend waren, haben sich internationale Experten aus Toxikologie, Klimaforschung und medizinischer beziehungsweise politischer Praxis kritisch mit diesen Studienergebnissen auseinandergesetzt und hinsichtlich ihrer Aussagekraft diskutiert. „Als medizinische Fachgesellschaft ist es das Anliegen der DGP, den Diskurs um die Luftschadstoffdebatte sachlich weiter zu begleiten und sich in vernünftiger wissenschaftlicher Form mit der Debatte auseinanderzusetzen. Das ist uns meiner Überzeugung nach mit diesem Symposium gelungen“, sagt Professor Dr. med. Klaus F. Rabe, Pastpräsident der DGP. „Wir haben uns unterschiedliche Argumente angehört, die verschiedenen Positionen noch einmal kritisch hinterfragt, uns einer kritischen Methoden-bewertung gewidmet und dabei auch einen großen politischen Bogen geschlagen.“
Internationalen wissenschaftliche Studien belegen die Schädlichkeit von Stickstoffoxid und Feinstaub – sogar schon unterhalb der nach geltendem EU-Recht aktuell gültigen Grenzwerten. Es gilt jedoch, vom isolierten Betrachten einzelner Luftschadstoffe und Maßnahmen wegzukommen. „Die möglicherweise sich gegenseitig verstärkende Wirkung von Luftschadstoffgemischen ist noch nicht hinlänglich untersucht“, so Rabe, der hauptverantwortliche Organisator des Symposiums. Ko-Faktoren wie ein heißer Sommer erhöhen die Empfindlichkeit des Organismus weiter. „Eine einseitige Fixierung auf eine einzelne Komponente, etwa Diesel, wird der komplexen Problematik daher nicht gerecht“, betonen die internationalen Experten aus Toxikologie und Epidemiologie. Maßnahmen, die nur einige der Probleme bekämpfen – wie Verkehrsverbote – sind nicht effektiv. Es ist eine bundesweite ressortübergreifende Strategie zur Luftreinhaltung notwendig. So müssen beispielsweise auch Maßnahmen in der Landwirtschaft angegangen werden.
Die internationalen Experten des Symposiums sind sich einig: Luftverschmutzung ist der wichtigste Risikofaktor für nichtübertragbare Krankheiten. „Das ist hinreichend bewiesen“, sagt Professor Dr. Francesco Forastiere, Berater der World Health Organization (WHO), in der Abschlussdiskussion der Veranstaltung. „Unabhängig davon, ob es noch mehr Evidenz geben könnte, müssen wir handeln“, betont der Experte. „Die Politik darf sich nicht vom Druck der Industrie leiten lassen“, ergänzt Professor Dr. Joel Schwartz, Harvard University. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens müssen konsequent umgesetzt werden – nicht nur, um die gesundheitlichen Auswirkungen einzudämmen, sondern auch um einem gefährlichen Klimawandel entgegenzuwirken. „Als Fachgesellschaft werden wir uns dafür nicht nur heute, sondern auch in Zukunft einsetzen“, so Rabe.
Ein erster Audiomitschnitt der Veranstaltung wird zeitnah unter http://www.pneumologie.de
zur Verfügung stehen. Ein Videomitschnitt folgt in den nächsten Tagen.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Bei Abdruck Beleg erbeten.
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