Infektionsforschung: Antikörper verhindern Infektion von Zellen



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19.10.2022 11:00

Infektionsforschung: Antikörper verhindern Infektion von Zellen

An Bakterien der Art Bartonella henselae haben Forscherinnen und Forscher der Goethe-Universität Frankfurt, des Universitätsklinikum Frankfurt, des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen und der Universität Oslo erstmals demonstriert, dass Antikörper gegen bestimmte Oberflächenproteine von bakteriellen Krankheitserregern deren Eindringen in Wirtszellen verhindern kann. Die Ergebnisse sind wichtig für die Entwicklung neuer Medikamente gegen hochresistente Infektionserreger.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

FRANKFURT. Infektionen stellen eine wesentliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar, insbesondere solche mit hochresistenten Erregern. Gefährlich wird es, wenn es Erregern gelingt, den Organismus zu besiedeln und nachfolgend schwere Infektionen auszulösen. Im ersten Schritt einer solchen Infektion heften sich derartige Erreger immer an die Oberfläche von Wirtszellen an. Von hieraus nehmen Infektionen dann ihren weiteren Verlauf, was zum Beispiel darin resultiert, dass die Erreger tiefer liegende Gewebeschichten befallen.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um Prof. Volkhard Kempf vom Institut für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikum Frankfurt ist es jetzt gelungen, bei einem Bakterium diesen Adhäsionsmechanismus erfolgreich zu blockieren und damit die Infektion von Wirtszellen zu verhindern. Dazu untersuchten die Forscher und Forscherinnen den Erreger der Katzenkratzkrankheit, Bartonella henselae. Die Katzenkratzkrankheit wird durch Katzen übertragen; betroffen sind vor allem kleine Kinder, die unter anderem an geschwollenen und verhärteten Lymphknoten rund um die Infektionsstelle – meist eine Kratz- oder Bissverletzung durch die Katzen – leiden.

Bartonella-Bakterien befallen die Zellen, die die Blutgefäße auskleiden, so genannte Endothelzellen. Sie heften sich über ihr Oberflächenprotein Bartonella-Adhäsin A (BadA) an ein Protein (Fibronektin) der so genannten „extrazellulären Matrix“ an. Hierbei handelt es sich um ein Geflecht aus Eiweißfasern, dem die Endothelzellen aufliegen.

Um herauszufinden, welche Teile des BadA-Proteins für den Adhäsionsvorgang wichtig sind, statteten die Forscherinnen und Forscher Bartonella-Bakterien unter anderem mit verschiedenen genetisch veränderten BadA-Varianten aus, um dann zu untersuchen, inwieweit diese Varianten noch Fibronektin binden konnten. Als feststand, welche BadA-Abschnitte die Bindung verantworten, wurden Antikörper gegen diese Abschnitte hergestellt und in Zellkulturexperimenten erstmals gezeigt, dass solche Antikörper die Infektion durch Bakterien verhindern können.

Prof. Volkhard Kempf erklärt: „Bartonella henselae ist kein sehr gefährliches Pathogen, und in den meisten Fällen erfordert die Katzenkratzkrankheit keine spezifische Behandlung. Für uns ist Bartonella henselae allerdings sehr wichtig als Modellorganismus für weitaus gefährliche Erreger wie zum Beispiel Acinetobacter baumannii, der als gefährlicher Wundinfektionserreger häufig Resistenzen gegen mehrere Antibiotika aufweist. Das BadA-Protein von Bartonella henselae gehört zu den sogenannten ‚trimeren Autotransporter-Adhäsinen‘, die auch in Acinetobacter und einer Reihe weiterer Keime für die Adhäsion an menschliche Zellen verantwortlich sind. Eine medikamentöse Blockade dieser Adhäsine ist daher ein viel versprechender Ansatz zur Bekämpfung gefährlicher bakterieller Infektionen.“

Diese Forschung wurde durch das Viral and Bacterial Adhesin Network Training (ViBrANT) Programm, ein HORIZON 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union unter der Marie Skłodowska-Curie Stipendium-Vereinbarung, durch das Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland, durch das BMBF-Projekt „PROXYDRUGS“ sowie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt.

Bilder zum Download:
https://www.kgu.de/fileadmin/redakteure/Presse/Bilder_Pressmitteilungen/2022/Bar…

Bildtext: Bildtext: Adhäsion von Bartonella henselae (blau) an menschliche Blutgefäßzellen (rot). Diese Bindung des Bakteriums an die Wirtszellen konnte mit Hilfe von Antikörpern blockiert werden. Bildquelle:
https://www.mdpi.com/2075-4418/11/7/1259


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. med. Volkhard A. J. Kempf
Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene
Universitätsklinikum Frankfurt
Tel: +49 (0)69 6301–5019
volkhard.kempf@kgu.de
Internet: https://www.kgu.de/einrichtungen/institute/zentrum-der-hygiene/medizinische-mikr…


Originalpublikation:

Arno Thibau, Diana J. Vaca, Marlene Bagowski, Katharina Hipp, Daniela Bender, Wibke Ballhorn, Dirk Linke, Volkhard A. J. Kempf: Adhesion of Bartonella henselae to Fibronectin Is Mediated via Repetitive Motifs Present in the Stalk of Bartonella Adhesin A. https://journals.asm.org/doi/10.1128/spectrum.02117-22


Weitere Informationen:

https://www.puk.uni-frankfurt.de/121406585/Wie_Bakterien_an_Zellen_andocken__Bas… Wie Bakterien an Zellen andocken: Basis für die Entwicklung einer neuen Klasse von Antibiotika (22. Juni 2022)


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW