Lungenforschung: Dr. Astrid Weiß und Moritz Neubauer mit dem René Baumgart-Preis ausgezeichnet



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26.04.2019 08:26

Lungenforschung: Dr. Astrid Weiß und Moritz Neubauer mit dem René Baumgart-Preis ausgezeichnet

Forscherteam des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) an der Justus-Liebig-Universität Gießen für Forschungen zur Pulmonal-Arteriellen Hypertonie ausgezeichnet.

Die Pulmonal-Arterielle Hypertonie (PAH) ist eine fortschreitende, tödlich-verlaufende Erkrankung des Gefäßsystems der Lunge. Die Prognose für die betroffenen Patientinnen und Patienten ist schlecht, die Therapie-Möglichkeiten sind begrenzt – umso wichtiger sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum besseren Verständnis dieser schweren Erkrankung. Für ihre Arbeiten auf diesem Gebiet haben Dr. Astrid Weiß und Moritz Neubauer aus der Arbeitsgruppe „Pulmonale Pharmakotherapie“ von Prof. Dr. Ralph Schermuly am Fachbereich 11 – Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) kürzlich den mit 5.000 Euro dotierten Forschungspreis der gemeinnützigen René Baumgart-Stiftung erhalten .

Bereits zum 16. Mal wurde der Forschungspreis der gemeinnützigen René Baumgart-Stiftung für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der pulmonalen Hypertonie ausgeschrieben. Insgesamt wurden sechs hochqualifizierte Arbeiten eingereicht, die eine Entscheidung der Jury nicht leichtmachten, berichtet Dr. med. Hans Klose von der Universitätsklinik Hamburg. Die prämierten Arbeiten entsprechen den wichtigen Bewertungskriterien wie Originalität, Innovation und klinische Relevanz.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Die Pulmonal-Arterielle Hypertonie (PAH) zeichnet sich vorwiegend durch strukturelle Veränderungen der Arterienwand in der Lunge aus (pulmonary vascular remodeling). Unter anderem führt das verstärkte Wachstum verschiedenster Zelltypen, insbesondere jedoch der glatten Muskelzellen der Pulmonalarterien, zu einer Verengung des Innendurchmessers der Blutgefäße, vor allem in den feinsten Verästelungen. Daraus resultiert ein verstärkter Widerstand mit erhöhtem Blutdruck in der Blutstrombahn der Lunge. Langfristig kommt es dadurch zu einer Schwächung der Herzleistung und letztendlich zum Rechtsherzversagen, jenes Herzteils, das die Lunge mit Blut versorgt.

Im Rahmen ihrer Arbeit „Targeting cyclin-dependent kinases for the treatment of pulmonary arterial hypertension “ wurde nach Signalwegen gesucht, die dieses übermäßige Wachstum der Gefäßzellen erklären. Hierbei wurde festgestellt, dass eine Gruppe von sogenannten Cyclin-abhängigen Kinasen (CDKs), namentlich CDK2, CDK4 und CDK6, in den sich krankhaft vermehrenden Zellen überaktiviert sind. CDKs steuern im Rahmen des Lebenslaufs von Zellen deren Wachstum und Teilung. Die gesteigerte Aktivität dieser CDKs konnte sowohl in krankhaften humanen als auch in tierexperimentellen Lungenproben nachgewiesen werden. Eine pharmakologische Hemmung der CDKs konnte sowohl auf zellulärer Ebene als auch im Tierexperiment die Symptome der pulmonal arteriellen Hypertonie lindern. Die ausgezeichnete Arbeit der Gießener DZL-Forscher könnte den ersten Schritt zur Einführung eines neuen Medikamentes in die klinische Routine in der Behandlung der PAH darstellen und somit ein Leben ohne Lungenhochdruck näherbringen, erläutert Prof. Schermuly.

Die René Baumgart-Stiftung

Die René Baumgart-Stiftung wurde im Jahr 2001 vom gemeinnützigen Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. gegründet und mit einen Kapitalstock von 70.000 Euro ausgestattet. Seit 2004 wird jährlich ein Forschungspreis ausgelobt. Die René Baumgart-Stiftung fördert die klinische Forschung zur pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Erwachsenen. Ziel ist es, durch Ursachenforschung neue Erkenntnisse über den Lungenhochdruck zu gewinnen, so dass eine frühzeitige Diagnose gestellt und mittel- und langfristig neue Therapieoptionen entwickelt werden können, die PH-Patienten nicht nur eine Stabilisierung oder Linderung der Beschwerden versprechen, sondern eine vollständige Heilung. Der Namensgeber der Stiftung, René Baumgart, wurde 1971 in Aalen geboren. Als René zehn Jahre alt war, starb seine Mutter an Idiopathischer Pulmonal Arterieller Hypertonie (IPAH). René Baumgart erhielt seine Diagnose IPAH im Alter von 19 Jahren. Er erlernte den Beruf des Druckers und meldete sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Meisterprüfung an. Kurz vor seinem Abschluss verstarb er im Alter von 23 Jahren an der tückischen Krankheit.

Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL e.V.) ist ein Zusammenschluss aus 29 führenden universitären und außeruniversitären Einrichtungen, die sich der Erforschung von Atemwegserkrankungen widmen. Im DZL wird die grundlagen-, krankheits- und patientenorientierte Forschung auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen koordiniert und auf internationalem Spitzenniveau durchgeführt, um so die Translation grundlagenwissenschaftlicher Erkenntnisse in neue klinische Konzepte zur Verbesserung der Patientenversorgung zu beschleunigen.

www.dzl.de

Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen¬schaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit dem Jahr 2006 wird die Forschung an der JLU kontinuierlich in der Exzellenzinitiative bzw. der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gefördert.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Ralph Schermuly
Zentrum für Innere Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen
Biomedizinisches Forschungszentrum Seltersberg (BFS)
Schubertstraße 81, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-42422
E-Mail: ralph.schermuly@innere.med.uni-giessen.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


Quelle: IDW