Stammzelltransplantation: Schlüsselrolle des Immunpeptidoms entdeckt



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07.02.2023 08:49

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Stammzelltransplantation: Schlüsselrolle des Immunpeptidoms entdeckt

Die Transplantation von Blutstammzellen bietet oft die einzige Chance, eine Leukämie langfristig erfolgreich zu behandeln. Dieser therapeutische Effekt wird von Immunzellen der Spender:innen vermittelt. Denn diese Zellen erkennen genetische Unterschiede zwischen Patient:in und Spender:in, die sogenannten HLA-Gewebemerkmale, und greifen deshalb Krebszellen an – unter Umständen aber auch gesunde Zellen. Dann tritt die gefürchtete Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion ein.

„Bisher dachte man, dass es einzig auf die genetischen Unterschiede zwischen den HLA-Gewebemerkmalen selbst ankommt. Wir konnten nun zeigen, dass auch und vor allem das Immunpeptidom eine Rolle spielt, also an die HLA-Gewebemerkmale gebundene Peptide, die das Zellinnere widerspiegeln“, erklärt Prof. Dr. Katharina Fleischhauer, Direktorin des Instituts für Zelltherapeutische Forschung.
„Eine bessere Übereinstimmung des Repertoires dieser Peptide zwischen Patient und Spender vermindert das Risiko der Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion, ohne die Erkennung von Leukämiezellen nennenswert zu beeinflussen, und verbessert somit die Überlebenswahrscheinlichkeit der transplantierten Patienten.“
Anhand der Daten von mehr als 16.000 Personen hat Prof. Fleischhauer mit ihrem Team analysiert, wie die Übereinstimmung des Immunpeptidom Repertoires mit Hilfe der routinemäßig durchgeführten Bestimmung der einzelnen HLA-Gewebemerkmale vorhergesagt werden kann. Im „Journal of Clinical Oncology“ zeigen sie, welche Unterschiede in den verschiedenen Immunpeptidom-Gruppen den Therapieerfolg begünstigen. „Das Ziel ist es, ein gutes Gleichgewicht zwischen der schützenden Immunantwort gegen die Krebszellen und einer Schonung der gesunden Gewebe zu finden“, fasst Dr. Pietro Crivello, Postdoc am Institut für Zelltherapeutische Forschung und Erstautor der Studie zusammen. Sein Kollege und Zweitautor der Studie, Dr. Esteban Arrieta-Bolaños, ergänzt: „Durch die von uns erhobenen Daten könnten sich die Erfolgschancen einer Transplantation auch für diejenigen Patienten erhöhen, für die kein vollkompatibler Spender zur Verfügung steht.“
Das Projekt befindet sich noch in der Forschungsphase, soll aber langfristig helfen, die besten unter den nicht exakt übereinstimmenden Stammzellspender:innen zu finden. Dazu haben die Forschenden mit dem US-amerikanischen „Center for International Blood & Marrow Transplant Research“ ein Webtool entwickelt, das medizinisches Fachpersonal dabei unterstützen soll, die besten Paarungen von Spender:innen und Empfänger:innen zu finden.
„Unsere Erkenntnisse öffnen aber auch den Weg für neue Therapien“, erklärt Prof. Fleischhauer. „Wenn man die Peptide gezielt pharmakologisch verändern würde, könnte man auf diese Weise die Wirksamkeit einer Stammzelltransplantation unter Umständen optimieren.“


Originalpublikation:

Link zur Originalveröffentlichung:
Journal of Clinical Oncology, Impact of the HLA Immunopeptidome on Survival of Leukemia Patients After Unrelated Donor Transplantation, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36669145/


Weitere Informationen:

http://Link zum Webtool: Class I HLA Peptide Binding Motif (PBM) Matching Tool: http://pbm-matching-tool.b12x.org/


Bilder

v.l.: Dr. Esteban Arrieta-Bolaños, Prof. Dr. Katharina Fleischhauer, Dr. Pietro Crivello.

v.l.: Dr. Esteban Arrieta-Bolaños, Prof. Dr. Katharina Fleischhauer, Dr. Pietro Crivello.
UDE/UK Essen
AG Fleischhauer


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


 

Quelle: IDW