22.08.2022 12:00
Wie ein Naturstoff das SARS-CoV-2-Virus hemmen kann /Konzept aus der Chemie soll in klinischen Studien bestätigt werden
Im Fachjournal ChemMedChem schlägt Chemikerin Prof. Monika Mazik von der TU Bergakademie Freiberg eine Kombinationstherapie gegen die COVID-19-Erkrankung vor, die auf insgesamt sechs bereits bewährten, sicheren und kostengünstigen Wirkstoffen basiert.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
„Insbesondere ein Naturstoff aus der Gruppe der Flavonoide hat das Potenzial, sowohl das humane ACE2 (Angiotensin-konvertierende Enzym 2) als auch das virale Protein 3CLpro (3-Chymotrypsin-ähnliche Protease) sowie andere virale Proteine zu hemmen“, erklärt die Freiberger Chemieprofessorin. „Dadurch hat das Flavonoid die Möglichkeit, in die verschiedenen Phasen des viralen Lebenszyklus des SARS-CoV-2-Virus einzugreifen und bei Infektionen mit verschiedenen Virusmutationen zu wirken.“
Flavonoide, eine Gruppe der Polyphenole, kommen in der Natur u. a. als Blütenfarbstoffe vor. Durch die vielfältigen antiinfektiösen Eigenschaften des Naturstoffs bietet dieser Therapievorschlag eine Grundlage für die Bekämpfung einer SARS-CoV-2-Infektion und verschiedener viraler sowie bakterieller Co-Infektionen.
„Einige Beobachtungen und Erfahrungen deuten auf eine gute Wirkung dieser konzeptionellen Kombinationstherapie hin, insbesondere in den frühen Stadien der Infektion, und es gibt starke Hinweise auf die Verhinderung eines schweren Krankheitsverlaufs“, sagt Prof. Monika Mazik. Die Bedeutung jeder einzelnen Komponente hat die Chemikerin in dem Fachartikel kurz beschrieben.
Konzept der organischen Chemie soll in klinischen Studien bestätigt werden
„Die bemerkenswerte Wirksamkeit des Flavonoids gegenüber einer ganzen Reihe von bakteriellen und viralen Erregern sowie die zahlreichen Literaturhinweise auf die positiven, synergistischen Auswirkungen auch der anderen fünf Komponenten bezüglich des Verlaufs von SARS-CoV-2-Infektionen machen diese einfache Kombinationstherapie zu einem vielversprechenden und attraktiven Therapieansatz für SARS-CoV-2-Infektionen“, so die Chemieprofessorin. In gut konzipierten klinischen Studien soll nun sowohl die therapeutische als auch prophylaktische Wirksamkeit des entwickelten Ansatzes detailliert validiert werden.
Hintergrund: Therapieansätze gegen Covid
Die Suche nach neuen Therapieansätzen gegen die durch SARS-CoV-2-Viren verursachte COVID-19-Erkrankung ist von höchster aktueller Bedeutung. Die weltweiten Aktivitäten sind vielfältig und konzentrieren sich zum einen auf die Identifizierung und Prüfung bekannter antiviraler Substanzen und zum anderen auf die Entwicklung neuer Wirkstoffe. Obwohl vielversprechende Ergebnisse erzielt werden konnten, gibt es immer noch keine bewährte antivirale Therapie gegen SARS-CoV-2-Infektionen.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. habil. Monika Mazik, Monika.Mazik@chemie.tu-freiberg.de
Originalpublikation:
Monika Mazik: “Promising Therapeutic Approach for SARS-CoV-2 Infections by Using a Rutin-Based Combination Therapy”, ChemMedChem, 2022, 17 (11), e202200157. https://doi.org/10.1002/cmdc.202200157.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
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