12.04.2019 12:15
Wie es zu Leukämie-Rückfällen kommt
Welche genetischen Veränderungen dazu führen, dass es bei der Knochenmarkstransplantation zu Rückfällen kommt, weil Effektorzellen versagen, hat eine internationale Forschergruppe unter Mitwirkung von Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) und des Universitätsklinikums (UK) Essen herausgefunden. Ihr Bericht erschien jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Nature Medicine.
Durch die Immuntherapie, die sogenannte Knochenmarkstransplantation, sind viele Arten von Leukämie heilbar geworden. Im Anschluss an eine Chemotherapie oder Bestrahlung werden blutbildende Stammzellen übertragen, die sich u.a. zu Effektorzellen entwickeln und eventuell verbliebene Tumorzellen vernichten können. Etwa ein Drittel der Betroffenen erleidet jedoch einen Krankheitsrückfall, weil die Effektorzellen nicht alle verbliebenen Tumorzellen erkennen und abtöten.
Dass etwa ein Viertel dieser Rückfälle darauf zurückzuführen ist, dass das Genom der Tumorzellen dauerhaft verändert ist, konnte dieselbe Forschungskooperation bereits zeigen. Neu ist ihre Erkenntnis, dass für die restlichen Dreiviertel der Rückfälle ein regulierbarer Gendefekt verantwortlich ist.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Prof. Dr. Katharina Fleischhauer, Leiterin des Instituts für Zelltherapeutische Forschung am UK Essen: „Diese Veränderungen betreffen die Immunantwort und lassen sich in zwei große Gruppen einteilen. Entweder sind Gene betroffen, die von den Effektorzellen erkannt werden, oder sie hemmen ihre Aktivität.“ Gleich ist in beiden Fällen, dass die Leukämiezellen nicht zerstört werden und der Patient einen Rückfall erleidet.
Die Forscher haben bereits in ersten Laborversuchen zeigen können, dass es möglich ist, den neu entdeckten Genveränderungen medikamentös gegenzusteuern. Sie hoffen deshalb, dass Zytokine oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die bereits in anderen Gebieten der Immuntherapie klinisch eingesetzt werden, auch bei Leukämie-Rückfällen wirksam sein könnten.
Weitere Informationen:
„Immune signature drives leukemia escape and relapse after hematopoietic cell transplantation“
Redaktion: Milena Hänisch, Medizinische Fakultät, Tel. 0201/723- 6274, milena.haenisch@uk-essen.de
Weitere Informationen:
https://www.nature.com/articles/s41591-019-0400-z
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
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