Hirnnetzwerke und Neurorehabilitation: wie das Gehirn einen Schlaganfall überwinden kann



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01.03.2023 12:28

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Hirnnetzwerke und Neurorehabilitation: wie das Gehirn einen Schlaganfall überwinden kann

Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Ursachen für eine erworbene Behinderung. Neue Verfahren haben die Behandlung des akuten Schlaganfalls revolutioniert. Jenseits der akuten Phase sind die therapeutischen Möglichkeiten zur Regeneration jedoch begrenzt. Um dies zu verbessern wird derzeit die Anwendung der Transkranielle Magnetstimulation (TMS) erforscht. „Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Jahren die Hirnstimulation als festen Bestandteil der Schlaganfall-Therapie etablieren werden“, so Prof. Christian Grefkes-Hermann, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Frankfurt, anlässlich des DGKN-Kongresses für Klinische Neurowissenschaften in Hamburg.

Die vollständige Pressemappe mit allen Texten zum Kongress und einen Video-Mitschnitt der Pressekonferenz finden Sie hier: https://dgkn.de/presse

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Neuronale Reorganisation unterstützen mit Transkranieller Magnetstimulation

Grefkes-Hermann, 1. Vizepräsident und ab März 2023 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V., forscht seit 15 Jahren systematisch an der Entwicklung innovativer Therapiemethoden zur Reduktion von Schlaganfall-Defiziten. Mit seiner Arbeitsgruppe konnte er zeigen, welche Hirnregionen nach einem Schlaganfall aktiv werden und wie sich diese Änderungen der Netzwerkaktivität des Gehirns auf die motorische Funktionserholung auswirken. „Der wichtigste Faktor für die funktionelle Erholung nach einem Schlaganfall ist die neuronale Reorganisation“, so Grefkes-Hermann. Diese ist von Faktoren sowohl auf zellulärer Ebene als auch auf Netzwerk-Ebene abhängig. Welche Strategien zur Förderung der Wiederherstellung der Funktion beitragen bzw. den Erholungsprozess unterstützen, untersuchte Grefkes-Hermann systematisch anhand der Neurostimulation mit Transkranieller Magnetstimulation (TMS) [1,2]. Die Kombination aus Neuroimaging-Verfahren und Neurostimulationstechniken wie TMS lieferte die bisher besten Ergebnisse zur Reorganisation neuronaler Netze. „Die strukturelle Bildgebung mit MRT oder die Elektroenzephalographie (EEG) machen diejenigen Hirnareale sichtbar, die am meisten von einer Neurostimulation mit TMS profitieren können“, erläuterte Grefkes-Hermann [1,2].

Nach fokaler Schädigung reorganisieren zerebrale Netzwerke ihre strukturelle und funktionelle Anatomie, um sowohl die Läsion selbst als auch Fernwirkungen zu kompensieren. Die Analyse von Neuroimaging-Daten ermöglichte es, in vivo die spezifischen Beiträge einzelner Hirnareale zu diesem Prozess zu bewerten. „Mithilfe von Konnektivitätsanalysen können wir die Auswirkungen des Schlaganfalls auf zerebrale Netzwerke untersuchen und verstehen, warum sich einige PatientInnen besser erholen als andere“, so Grefkes-Hermann. Solche Konnektivitätsanalysen können dazu beitragen, die Behandlungsmethoden individuell zu optimieren [3].

Präzisionsmedizin mithilfe der künstlichen Intelligenz

Auch der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) könnte in Zukunft maßgeblich dazu beitragen, die Behandlungsergebnisse nach einem Schlaganfall zu verbessern. Die strategische Nutzung einer stetig wachsenden Menge an patientenbezogenen Daten kann dabei helfen, Algorithmen-basierte Ergebnisvorhersagen zum individuellen Verlauf bei einzelnen Schlaganfall-PatientInnen zu berechnen, sowohl im akuten als auch im chronischen Stadium.

KI-Ansätze werden immer präziser und legen Faktoren offen, die eine schnelle Regeneration oder einen komplizierten Verlauf begünstigen können. „Mit diesen Informationen besteht das große Potenzial, die Therapien individuell anzupassen und somit die Rehabilitationszeit zu verkürzen, ohne Abstriche bei den Behandlungsergebnissen machen zu müssen“, erläuterte Grefkes-Hermann die Vorteile [4].

Die aktuellen Erkenntnisse aus klinischer Forschung und KI kommen der Versorgung von Schlaganfall-PatientInnen zugute. „Der Sprung in die Präzisionsmedizin mit maximal individualisierten Therapieansätzen steht bevor“, prognostiziert Grefkes-Hermann.

Literatur
[1] Grefkes C, Fink GR. Recovery from stroke: current concepts and future perspectives. Neurol Res Pract. 2020;2:17. Published 2020 Jun 16. https://www.doi.org/10.1186/s42466-020-00060-6

[2] Tscherpel C, Dern S, Hensel L, Ziemann U, Fink GR, Grefkes C. Brain responsivity provides an individual readout for motor recovery after stroke. Brain. 2020;143(6):1873-1888. https://www.doi.org/10.1093/brain/awaa127

[3] Grefkes C, Fink GR. Connectivity-based approaches in stroke and recovery of function. Lancet Neurol. 2014 Feb; 13(2):206-16. https://www.doi.org/10.1016/S1474-4422(13)70264-3

[4] Bonkhoff AK, Grefkes C. Precision medicine in stroke: towards personalized outcome predictions using artificial intelligence. Brain. 2022;145(2):457-475. https://www.doi.org/10.1093/brain/awab439

Kontakt zur Pressestelle der DGKN
Sandra Wilcken, c/o albertZWEI media GmbH, Tel.: +49 (0) 89 461486-11, E-Mail: presse@dgkn.de

Hinweis für die Presse
Der DGKN-Kongress für Klinische Neurowissenschaften findet vom 2.–4. März 2023 in Hamburg statt. Alle Informationen zum Programm und zur Registrierung gibt es auf https://www.kongress-dgkn.de.
Informationen zur Online-Pressekonferenz anlässlich des DGKN-Kongresses finden Sie in Kürze hier: https://dgkn.de/dgkn/presse. JournalistInnen können sich kostenlos für den DGKN-Kongress registrieren.

Gerne unterstützen wir Ihre Berichterstattung, vermitteln ExpertInnen und Bildmaterial. Bitte beachten Sie auch unseren Online-Bilderservice unter https://dgkn.de/dgkn/presse/bilddatenbank. Wir freuen uns über einen Hinweis auf Ihre Veröffentlichung.

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e.V. vertritt die Interessen von MedizinerInnen und WissenschaftlerInnen, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Die wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit über 4.000 Mitgliedern fördert die Erforschung von Gehirn und Nerven, sichert die Qualität von Diagnostik und Therapie neurologischer Krankheiten und treibt Innovationen auf diesem Gebiet voran. Sie ist aus der 1950 gegründeten „Deutschen EEG-Gesellschaft“ hervorgegangen. https://dgkn.de


Bilder

Kongress für Klinische Neurowissenschaften 2023

Kongress für Klinische Neurowissenschaften 2023
DGKN e.V.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch


 

Quelle: IDW