Neuer Ansatz zur Behandlung der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung



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05.09.2023 17:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Neuer Ansatz zur Behandlung der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung

Bei der Behandlung der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) könnte resistente Stärke als Präbiotikum künftig eine wichtige Rolle spielen. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass eine speziell abgestimmte Ernährungsform mit resistenter Stärke nicht nur das Darmmikrobiom positiv beeinflusst, sondern auch zu einer Linderung des Krankheitsverlaufs führt. Dies fand ein internationales Forschungsteam des Exzellenzclusters „Balance of the Microverse“ der Universität Jena, des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut sowie des Shanghai Sixth People’s Hospital heraus.

Frühere Untersuchungen legen nahe, dass die Fettlebererkrankung, die nicht auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen ist, eng mit dem Darmmikrobiom zusammenhängt. Diesbezüglich könnte eine auf das Mikrobiom ausgerichtete Ernährung wirksam sein, um die NAFLD ohne Medikamente zu behandeln. Vor diesem Hintergrund führten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine klinische Ernährungsstudie durch, deren Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Cell Metabolism veröffentlicht wurden (https://doi.org/10.1016/j.cmet.2023.08.002).

„Wir haben festgestellt, dass die Studienteilnehmenden von einer Ernährung mit resistenter Stärke profitieren, da sich die Fettansammlung in der erkrankten Leber reduziert hat. Darüber hinaus konnten wir bei den Teilnehmenden einen Anstieg bestimmter Bakterienarten im Darm beobachten, die den Fettabbau und -transport in der Leber positiv beeinflussten. Außerdem deuten reduzierte NAFLD- und Entzündungsbiomarker auf eine Linderung der Leberschädigung hin,“ erläutert Studienleiter Gianni Panagiotou, Professor für Microbiome Dynamics am Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“ der Uni Jena.

Resistente Stärke entfaltet präbiotische Wirkung im Darm

Resistente Stärke gehört zu den Ballaststoffen und ist beispielsweise in Brot, Nudeln und Hülsenfrüchten enthalten. Sie besteht aus unverdaulichen Fasern und entfaltet dadurch eine präbiotische Wirkung im Darm. „Wir fanden heraus, dass sich die Menge an nützlichen Bakterien erhöht, wenn resistente Stärke im Dickdarm von Mikroorganismen verstoffwechselt wird. Gleichzeitig sinkt die Zahl der schädlichen Bakterien“, erklärt Erstautor Yueqiong Ni. „Dies führt zu einem ausgeglicheneren Darmmikrobiom und hat grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Gesundheit.“

Das Team um Gianni Panagiotou, Weiping Jia, Yueqiong Ni und Huating Li untersuchte über einen Zeitraum von vier Monaten Serum- und Stuhlproben von 200 Teilnehmenden und fand heraus, dass sich vor allem der Gehalt an „Bacteroides stercoris“ deutlich erhöht, je schwerwiegender die Erkrankung ausfällt. „In unserer Studie konnten wir zeigen, dass Bacteroides stercoris bei den Probandinnen und Probanden nach dem Verzehr von 40 Gramm resistenter Stärke pro Tag in geringerer Menge auftrat”, zeigt Co-Autorin Huating Li auf. Die Forschenden schlussfolgern daraus, dass es ratsam sei, zu jeder Mahlzeit eine faustgroße Menge „gesunder“ Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, die von Natur aus resistente Stärke enthalten, um die Fettleber zu lindern. Dazu gehören beispielsweise Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, grüne Bananen und stärkehaltiges Gemüse wie Kartoffeln.

Noch ist keine medikamentöse Therapie zugelassen

Derzeit leiden rund 30 Prozent der Weltbevölkerung an einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung. Daher wird die Erkrankung von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als epidemisch eingestuft. Die Stoffwechselstörung kann auch Krankheiten wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschlimmern. Für die betroffenen Patientinnen und Patienten ist jedoch noch keine medikamentöse Therapie zugelassen. Um konkrete Ernährungsempfehlungen auszusprechen, sind laut der „American Association for the Study of Liver Diseases“ weitere und längerfristige Studien erforderlich.

Die Studie wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Exzellenzclusters Balance of the Microverse sowie durch die Leibniz-Gemeinschaft unterstützt.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Gianni Panagiotou
Institut für Mikrobiologie der Universität Jena
Cluster of Excellence Balance of the Microverse
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut
Tel.: +49 3641 532-1759
E-Mail: gianni.panagiotou@leibniz-hki.de


Originalpublikation:

Ni et al., Resistant starch decreases intrahepatic triglycerides in patients with NAFLD via gut microbiome alterations, Cell Metabolism (2023), https://doi.org/10.1016/j.cmet.2023.08.002


Weitere Informationen:

In diesem Film erklärt Prof. Panagiotou, welche Rolle die Ernährung für die Gesundheit und das Wohlbefinden spielt und wie Mikroorganismen bei der Behandlung der nichtalkoholischen Fettleber helfen.


Bilder

Resistente Stärke, wie sie beispielsweise in grünen Bananen vorkommt, kann bei der Behandlung der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung künftig eine wichtige Rolle spielen.

Resistente Stärke, wie sie beispielsweise in grünen Bananen vorkommt, kann bei der Behandlung der ni
Foto: stock.adobe.com


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW