Genomstudie findet neue Risikogene für Magenkrebs



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26.05.2023 11:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Genomstudie findet neue Risikogene für Magenkrebs

Die Blutgruppe eines Menschen beeinflusst sein Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Das ist eines der Ergebnisse einer Metastudie, die genetische Risikofaktoren für verschiedene Untertypen von Magenkrebs analysiert hat. Der Marburger Humangenetiker Professor Dr. Johannes Schumacher koordinierte gemeinsam mit dem Gastroenterologen Professor Dr. Marino Venerito von der Universitätsmedizin Magdeburg die Studie zahlreicher europäischer Zentren, die im Fachblatt „eBioMedicine“ über ihre Ergebnisse berichten.

„Magenkrebs ist im klinischen Erscheinungsbild uneinheitlich“, erklärt Schumacher; „das gilt sowohl hinsichtlich der Lage des Tumors, als auch hinsichtlich der betroffenen Gewebe.“ Die Studie arbeitet heraus, welche genetischen Risiken für die verschiedenen Subtypen bestehen.

„Uns interessiert außerdem, ob es genetische Zusammenhänge zwischen Magenkrebs und Speiseröhrenkrebs gibt, also zwei Erkrankungen des Verdauungstraktes“, legt Venerito dar, der die Studie gemeinsam mit Schumacher leitete. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verwerteten die Daten von zehn europaweiten Genomstudien, die es zu Magenkrebs größtenteils noch nicht gab.

Solche Studien nutzen das Vorliegen molekularer Varianten, die über die gesamte Länge der DNA verteilt sind. Hierdurch lassen sich die genetischen Risikofaktoren aufspüren, die der Krebserkrankung ursächlich zugrunde liegen vorliegen. Außerdem führte das Team eine Transkriptomstudie durch. „Mit dieser Methode konnten auch diejenigen Gene identifiziert werden, die durch die genetischen Risikofaktoren beim Magenkarzinom fehlgesteuert werden“, führt Schumacher aus.

„Insgesamt schließt unsere Studie mehr als 5.800 Personen mit Magenkrebs ein, die sie mit knapp 11.000 krebsfreien Personen vergleicht“, erläutert Schumachers Mitarbeiter Timo Heß, einer der Leitautoren des Fachaufsatzes. Für die Transkriptomstudie lagen Gewebeproben aus dem Magen von 360 Probandinnen und Probanden vor.

Die Analyse bestätigte für fünf bereits bekannte DNA-Abschnitte, dass sie mit Magenkrebs-Unterarten in Zusammenhang stehen. „Zwei weitere Stellen kamen durch unsere Studie neu hinzu“, führt der Marburger Bioinformatiker Dr. Carlo Maj aus, ein weiterer Leitautor aus Schumachers Labor. Für eine bestimmte Stelle mit einem Risikogen fand das Team heraus, dass Menschen mit Blutgruppe 0 ein geringeres Risiko tragen, an Magenkrebs zu erkranken. Blutgruppe A hingegen erhöht das Risiko.

„Unsere Analyse bestätigt: Die molekularen Prozesse, die einer Magenkrebserkrankung zugrunde liegen, sind je nach Ausprägung des Krebs-Subtyps sehr unterschiedlich“, fasst Schumacher zusammen; „die Befunde deuten außerdem auf gemeinsame molekulare Mechanismen hin, die sowohl der Entstehung von Magenkrebs als auch von Speiseröhrenkrebs zugrunde liegen.“

Die Krebsforschung gehört zu den Stärken der Lebenswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg. Der Mediziner Professor Dr. Johannes Schumacher lehrt Humangenetik an der Philipps-Universität. Professor Dr. Marino Venerito leitet den Bereich Gastrointestinale Onkologie an der Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Beide koordinieren gemeinsam das Forschungsprojekt „StaR“ zu den Ursachen des Magenkarzinoms. Dr. Carlo Maj leitet die Bioinformatik am Marburger Institut für Humangenetik.

Neben den beiden Arbeitsgruppen beteiligten sich zahlreiche Zentren aus ganz Europa an der Studie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützte die wissenschaftliche Arbeit finanziell.

Originalveröffentlichung: Timo Heß, Carlo Maj & al.: Dissecting the genetic heterogeneity of gastric cancer, eBioMedicine 2023, DOI: https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2023.104616

Weitere Informationen:
Ansprechpartner:
Professor Dr. Johannes Schumacher,
Institut für Humangenetik der Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-66232
E-Mail: johannes.schumacher@uni-marburg.de

Prof. Dr. Marino Venerito,
Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Tel.: 0391 67-21521
E-Mail: m.venerito@med.ovgu.de

Forschungsprojekt „StaR“: https://star-project.md/


Bilder

Professor Dr. Johannes Schumacher und Dr. Carlo Maj von der Philipps-Universität Marburg gehören zu den Leitautoren einer Studie über die genetischen Grundlagen von Magenkrebs.

Professor Dr. Johannes Schumacher und Dr. Carlo Maj von der Philipps-Universität Marburg gehören zu
Foto: Andrea Mohr
Das Bild darf nur für die Berichterstattung über die zugehörige wissenschaftliche Veröffentlichung verwendet werden.

Professor Dr. Marino Venerito von der Universitätsmedizin Magdeburg

Professor Dr. Marino Venerito von der Universitätsmedizin Magdeburg
Melitta Schubert
Universitätsmedizin Magdeburg


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW