11.05.2019 19:19
Signifikant weniger Herzstillstände
Der Augsburger Intensivmediziner Prof. Dr. Axel Heller erhält von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin den Heinrich-Dräger-Preis 2019 für die Entwicklung und den erfolgreichen Einsatz eines digitalen Frühwarnsystems bei Risikopatienten.
Prof. Dr. Axel R. Heller, Inhaber des Lehrstuhls für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Universität Augsburg und Direktor der gleichnamigen Klinik am Universitätsklinikum Augsburg, wurde anlässlich des Deutschen Anästhesiecongresses (DAC) am 9. Mai mit dem Heinrich-Dräger-Preis 2019 der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V. (DGAI) ausgezeichnet. Die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft mit nahezu 15.000 Mitgliedern ehrt Heller mit diesem Preis für eine Studie zum Einsatz eines digitalen Frühwarnsystems bei Risikopatienten. Mithilfe dieses Frühwarnsystems kann die Anzahl von Herzstillständen reduziert werden, nicht nur bei Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen, sondern auch auf Normalstationen.
Weniger Herzstillstände durch Frühwarnsystem
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Heller hat in seiner vor knapp einem Jahr im renommierten Fachjournal “Annals of Surgery” publizierten Studie zeigen können, dass mit einem digitalen Frühwarnsystem die Anzahl von Herzstillständen deutlich reduziert werden kann. In einem Pilotprojekt wurden bei Risikopatienten nach einer Operation mit einem mobilen Sensorset lebenswichtige Funktionen mehrmals täglich gemessen, zum Teil auch ohne Beteiligung einer Pflegekraft. Fast 4.000 Patientinnen und Patienten, die sich auch auf Normalstationen von einem chirurgischen Eingriff erholten, wurden über einen Zeitraum von 24 Monaten beobachtet. Das Frühwarnsystem löste dabei rund siebenmal mehr Meldungen beim Stationsarzt zu kritischen Zuständen der Patienten aus. Die Rate der Herzstillstände konnte dadurch signifikant von 5,3 auf 2,1 pro 1.000 Patienten gesenkt werden. Auch die Zahl notfallmäßiger Verlegungen von der Normalstation in die Intensivstation konnte gesenkt werden.
Digitalisierung in Anästhesie und Intensivmedizin
„Mit der Digitalisierung können wir große Fortschritte im Bereich der Anästhesie und Intensivmedizin erzielen, und zwar sowohl in der Forschung als auch in der Krankenversorgung, vor allem in der frühzeitigen Erkennung von Risiken für den Patienten“ erklärt Heller. Die Vitalwerte der beobachteten Patienten werden per WLAN an ein Leitsystem geschickt, daraufhin folgen weitere Messungen durch Pflegekräfte und durch mobile Sensoren, die ebenfalls an das WLAN angebunden sind. „Durch die automatische Anzeige einer Rangliste der gemessenen Werte auf dem Stationsmonitor kann kein kritischer Patient der Aufmerksamkeit der Ärzte entgehen, notwendige Maßnahmen können sofort eingeleitet werden“, so Heller weiter.
Ausgezeichnete Forschung
„Professor Heller ist ein bewährter Experte in der anwendungsorientierten medizinischen Forschung, dessen breites Spektrum von der Anästhesiologie im operativen Bereich über die Intensiv- bis hin zur Katastrophenmedizin reicht. Dementsprechend freut uns seine Auszeichnung mit dem Heinrich-Dräger-Preis außerordentlich“, kommentiert die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Martina Kadmon.
Seit 1953 vereinigt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V. (DGAI) inzwischen nahezu 15.000 Mitglieder mit dem Ziel, Ärzte zur gemeinsamen Arbeit am Ausbau und Fortschritt der Anästhesiologie, der lntensiv- und Notfallmedizin sowie der Schmerztherapie anzuhalten, um auf diesen Gebieten die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
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Zur Person
Prof. Dr. Axel Heller, Jahrgang 1969, hat in Heidelberg/Mannheim und in Gießen Humanmedizin studiert, 1998 in Gießen promoviert und berufsbegleitend an der Dresden International University einen Master in Health Care Management erworben. Von 2016 bis zu seiner Berufung nach Augsburg war Heller Inhaber der Professur für Notfallmedizin an der Technischen Universität Dresden sowie stellvertretender Leiter der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin und geschäftsführender Leiter der Notaufnahme im Zentrum Chirurgie des Universitätsklinikums Dresden. An der Universität Augsburg ist er seit dem 1. September 2018 Inhaber des Lehrstuhls für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Medizinischen Fakultät. In dieser Eigenschaft hat Heller zum gleichen Zeitpunkt auch die Leitung der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Augsburg übernommen.
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Die Augsburger Universitätsmedizin…
…umfasst die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg, das Universitätsklinikum Augsburg sowie – als Kooperationspartner – das Bezirkskrankenhaus Augsburg – Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Augsburg. Die Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät liegen in den Bereichen Medizinische Informatik sowie Umwelt und Gesundheit. Rund 100 Professorinnen und Professoren werden im Endausbau in der bio- und humanmedizinischen Forschung und Lehre tätig sein. Ab dem Wintersemester 2019/20 wird die Medizinische Fakultät einen humanmedizinischen Modellstudiengang anbieten, der vorklinische und klinische Inhalte integriert und besonderen Wert auf eine wissenschaftliche Ausbildung der künftigen 1.500 Studierenden legt.
Das Universitätsklinikum Augsburg (UKA), seit 2019 in der Trägerschaft des Freistaates Bayern, bietet unter anderem durch seine Einbindung in universitäre medizinische Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg der Bevölkerung der Stadt und der Region eine optimale medizinische Versorgung. Die tagesklinischen Betten mitgezählt, stehen am UKA 1.740 Betten zur Verfügung. 24 Kliniken, drei Institute und 19 Zentren garantieren in allen medizinischen Fachdisziplinen Diagnose und Therapie in allen medizinischen Fachdisziplinen auf höchstem Niveau. Jährlich werden über 250.000 ambulante und stationäre Patientinnen und Patienten versorgt. Mit zirka 80.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr ist die Notaufnahme des UKA die zweitgrößte der Bundesrepublik. Jährlich erblicken am UKA mehr als 2.450 Kinder das Licht der Welt. Mit 560 Ausbildungsplätzen ist die an das UKA angeschlossene Akademie für Gesundheitsberufe einer der größten Ausbildungsträger der Region.
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Originalpublikation:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29771722
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
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